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ein, 1768 aber kamen zahlreiche magyarische Familien aus dem Barauyaer Comitate und
gründeten den Stadttheil, der noch heute Uugargasse heißt. Eine neue Bewegung ging
dnrch die Bevölkerung, als unter der Regierung Maria Theresias nnd Josefs die Stadt
abermals mit Deutsche» besiedelt wurde, welche Ackerbau uud Haudel tüchtig förderten.
1769 erhielt sie von Maria Theresia das Marktprivilegium und bald auch das Stadtrecht.
1779, als Graf Christof Niczky die Temeser Provinz in Comitate eintheilte, wurde
Groß-Becskerek Hauptort des wiedererweckteu Toroutaler Comitats und erhielt dadurch
die Grundbedingung zu weiterer Entwicklung und raschem Aufblühe«. 1897 wurde es
mitten iu seinem Aufschwung fast gänzlich durch Feuer verheert, erstand aber bald wieder
aus seinen Ruinen nnd hat sich seither rasch gehoben nnd vergrößert. Gegenwärtig treibt
es nicht nur lebhafte Schiffahrt auf der Bega, sondern besitzt anch eine von Groß-Kikinda
ausgehende uud gegen Versecz abzweigende Localbahn, durch welche es in ständiger
Verbindung mit dem Weltverkehr steht. Die Zahl der Bevölkerung hat sich nenestens durch
3.999 magyarische Colonisten vermehrt, was der Stadt einen mehr magyarischen Typus
verleiht. Die Ortschaften der Umgegend jedoch sprechen meistens andere oder auch mehrere
Sprachen. So ist Aradäcz slovakisch, Bötos serbisch, Ecska deutsch uud walachisch,
Elemer deutsch uud serbisch, Kataliusalva, Klek, Läzärsöld, Zsigmondfalva,
Erneszthaza und Szarcsa deutsch, Bega-Szent-György deutsch uud serbisch,
Kis- und Nagy-Toräk walachisch, Lnkäcsfalva magyarisch uud bulgarisch, Jaukahid
uud Udvarnok serbisch, walachisch und deutsch, eudlich Szeut-Mihäly und Torda
magyarisch.
Wenn mau von Budapest, über Szegediu kommend, die nordwestliche Grenze der
Temeser Gegend überschreitet, trifft man an der Szegedin-Temesvärer Eisenbahnlinie das
uralte Szöreg und Oroszlänos, welches noch von der Begründung des ungarischen
Königthums her berühmt ist, sodann die einstigen knmanifchen Colonien Balkan und
Mokriu (ehemals Homoker) und gelangt über diese Stationen schließlich nach Groß-
Kikinda (Nagy-Kikinda), vormals Hauptort uud Sitz der Behörden in dem vor einigen
Jahren aufgehobenen privilegirten serbischen Distrikte Südnngarns. Dem dnrch Maria
Theresia im Jahre 1774 errichtete» Districte gehörten zehn Ortschaften an: Groß-
Kikinda, Mokrin, Keresztnr, Jvzefova, Kärlova, Basahid, Fränyova,
Melencze, Knmänd und Taras. Der größte Theil der serbischen Einwohnerschaft
bevölkerte diese Gemeiudeu iu deu Jahren 1752 bis 1753, als die Militärgrenze der
Theiß-Marosstrecke anfgehoben wnrde. 1875 wurde der Groß-Kikiudaer Bezirk dem
Toroutaler Comitate einverleibt und die Bevölkerung erwarb dnrch Ablösung den Grund
und Boden des Ärars. Seitdem wächst, gedeiht nnd verschönert sich Groß-Kikinda
zusehends und der überraschende Fortschritt betrifft nicht nur seinen Wohlstand, sondern auch
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch