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Kathedralkirche, welche einst Reichstage abhalten gesehen, ist jetzt durch ein steinernes Stand-
bild des heiligen Gerhard und die gegenwärtige hübsche Pfarrkirche bezeichnet, welche im
Jahre 1868 durch Alexander Bonnaz, Bischof von Csanäd, erbaut wurde. In der Kirche
wird der Sandstein-Sarkophag gezeigt, der einst den Leichnam des Bischofs St. Gerhard
verwahrt haben soll.
Nahe bei Csanäd liegt an der Aranka O-Bessenyö mit 6.386 zumeist bulgarischen
Bewohnern, mit weißgetünchten Häusern, langen, reingehaltenen, baumbepflanzten Straßen
und einer Kirche, die ein zierlicher Thurm krönt. Südwestlich davon liegt das walachische
Dorf Valkäny. Beide Orte sind von der Eisenbahn berührt. In der Nachbarschaft finden
sich Bolgärtelep und Kocsorhät, gleichfalls von Bulgaren bewohnt. Weiterhin gegen
Süden beginnt schon die dichte Reihe der deutschen Ortschaften. Längs der Maros aber,
um Csanäd und Szegedin her, in Kis-Zombor, Klärafalva und Deszk wohnen
meistens Magyaren und Deutsche. Egres, wo einst ein berühmtes Cistercienserkloster
stand, in dem eine Gattin König Andreas' II. begraben war, ist jetzt ein walachisches Dorf.
Von Nen-Szegedin ausgehend, trifft man auf dem linken (Torontäler) Ufer der
Theiß Török-Kanizsa (Türkisch-Kanizsa) mit 3.333 magyarischen und serbischen Ein-
wohnern. Sein uralter Landungsplatz bewahrte während des ganzen Mittelalters, ja auch
unter der türkischen Herrschaft seine strategische Wichtigkeit zu Wasser und war eine der
Theißstationen der königlichen Pontonniere, sowie später der Tschaikisten. Gegenwärtig ist
es Dampfschiffsstation und Getreidestapelplatz. Mit Török-Kanizsa hängt Jozesova
zusammen, das einst zu dem ehemaligen Groß-Kikindaer Bezirk gehörte und 2.062 serbische
und magyarische Einwohner hat. Weiter gegen Süden folgen nacheinander: Szanäd,
Egyhäzasker, Mouostor, Feketö, Csöka, Jmretelek, Tisza-Szent-Miklös,
Hödas, Jäzova, Pade und Akacs, sämmtlich mit gemischter (magyarischer und
serbischer) Bevölkerung. Die Niederungen des fruchtbaren Gebietes sind überall rohr- und
binsenreiches Wiesenland. Die ganze Ebene, in der sich zahlreiche Hügel erheben, ist das
classische Land der Ursitze an der Theiß und eine bisher noch wenig durchforschte Schatz-
kammer der Alterthumskunde.
An dem mittleren Striche der unteren Theiß begegnet man wieder einem historisch
bemerkenswerthen Orte. Dies ist Török-Becse, eine der ältesten kernmagyarischen
Gemeinden der Temeser Gegend und Ungarns. Schon zur Römerzeit war es eine Militär-
station der unteren Theiß und hatte eine Burg, aus deren durch Pfähle unterstützten
Grundfesten im XIII. bis XIV. Jahrhundert ein magyarisches Festungswerk angelegt wurde.
Die Ortschaft, eine Gründung der Anjou-Zeit, wurde unter der Festung dicht an der Theiß
erbaut. Im Jahre 1311 findet sich Török-Becse zum ersten Male urkundlich erwähnt.
Es war Hauptort und Sitz des zu Beginn des XIV. Jahrhunderts entstandenen Torontäler
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch