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Sändoregyhäza, nach dem ehemaligen Csanader Bischof Alexander (Sändor) Bonnaz so
benannt, weil derselbe zum Kirchenbau 20.000 Gulden beigesteuert hat. Am entferntesten,
in der Nähe von Kubin, unterhalb der Ruinen der alten Burg Keve, deren Bewohner
noch zu König Sigismuuds Zeiten von hier auf die Csepelinsel ausgewandert sind, liegt
Szekely-Keve, das unter diesen Colonien am bevölkertesten ist uud 2.500 Einwohner
zählt; auch die Bewohnerzahl der beiden anderen Niederlassungen zusammen überschreitet
zweitausend.
Dieses Ufergebiet der unteren Donau, auf dem früher, besonders zur Zeit der
Überschwemmungen im Frühjahr, die Fluten der Temes, Donau, Bega und Theiß sich
vereinigten und in nnabsehlicher Ferne Alles bedeckten, gelang es nur mit großer Mühe und
mich nur zum Theil für die Cultur zu erobern. Noch zu Anfang dieses Jahrhunderts gab
es hier einen 154.790 Joch großen Ländercomplex, der unter dem Namen „Riedläuder
der unteren Donau" reti tö!6ek) bekannt war und ganz unbenutzt und brach
dalag. Seit 1865 wurden verschiedene Versuche gemacht, durch Errichtung von Dämmen
j einen Theil des Überschwemmungsgebietes vor der Flut zu sichern, um dahin Bewohner
ansiedeln zu können. Im Verlaufe einiger Jahre entstanden hier acht Ortschaften mit 8.636,
zumeist deutschen Bewohnern. Indessen wurden die primitiven Dämme von der Flut
weggeschwemmt; von den acht Gemeinden gingen sieben nacheinander dreimal zu Grunde
und wurden zum Theil an neue Plätze übersiedelt. Im Jahre 1882 ließ die damals ins
Leben getretene „Pancsova-Knbiner Entwässerungs- und Standwasser-Reguliruugs-
gesellschast" abermals größere Dämme bauen und man begann für besonders auf
ärarischem Gebiet zu errichtende Niederlassungen zu sorgen.
Damals forderte die öffentliche Meinung laut, daß man auf das also gewonnene
Gebiet die in der Bukowina wohnenden uud von da sich heimsehnenden Szekler ansiedeln
möge. 1882 constitnirte sich zu diesem Zweck unter dem Vorsitze Paul Somssichs ein
Landescomite, das später den Namen „Csängö-uugarischer Verein"
e^esület) annahm, und zu Beginn des darauffolgenden Jahres ging unter Führung des
Fürsten Arthur Odescalchi eine Deputation in die Bukowina mit der Aufgabe, vou deu
dortigen Szekleru tausend Arbeiter zum Bau der Dämme mitzubringen, die sich dann hier
auch niederlassen sollten. Die zur Übersiedlung nöthige Summe (ungefähr 100.000 Gulden)
wurde in einigen Tagen auf dem Wege öffentlicher Beisteuern eingesammelt; aus der
Bukowina machten sich statt tausend 3.460 Leute in drei Gruppen auf den Weg.
Da aber die Colonisirnng so überstürzt und ohne gehörige Vorbereitung geschah,
und weil die Anzahl der Anlangenden eine unverhofft große war und auch die Dämme
uoch nicht errichtet waren, um so weniger die Abdeichung des Standwassers, mußten
die Kolonisten, die auch in der Bukowina zu den ärmsten Leuten gehörten, Jahre hindurch
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch