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kaiserlichen Versprechungen vorgelesen waren, zur Auswanderung aufgefordert. Daraufhin
begann in den erwähnten Ländern eine förmliche Völkerwanderung, deren Ziel die südlichen
Grenzlande Ungarns waren. Die armen Leute machte» ihr bischen Habe zn Geld, packten
ihren Hausrath auf und verließen gern ihre alten Stammsitze; in großen Scharen kamen
sie nacheinander in Wien an, wo man sie mit Geld und Reisepässen versah und zn Schiffe
nach dem Bauat hinabbeförderte. In dem kurzen Zeitraume vom 11. November 1758
bis zum 1. April 1759 erhielten nicht weniger als 900 Ansiedler in der Temeser Gegend
Wohnsitze augewieseu.
Auch die ungarischen Grundbesitzer in den Umgebungen von Preßburg, Gran, Pest
und Ofen erkannten den Werth dieser arbeitsamen Deutschen; sie hielten die durchziehenden
Scharen unterwegs auf, bewogen sie zum Bleiben und boten ihnen uuter den nämlichen
Bedingungen Siedelplätze auf ihren eigenen Herrschaften an. Diese unterwegs angehaltenen
deutschen Einwanderer haben längs der mittleren Donau, am Fuße des Vertesgebirges
und in der Gegend von Gödöllö so manche Ortschaft bevölkert. Der größte Theil erreichte
aber dennoch das Banat. Doch gründeten die neuen Einwanderer nur wenige neue
Ortschaften, z. B. Zadvrlak (1737) und Uj-Bessenyö (1748). Die Mehrzahl ließ sich in
den älteren deutschen Dörfern nieder, deren Einwohnerschaft dnrch die Verheerungen des
Türkenkrieges uud der Pest uur zu sehr gelichtet war.
Als die Einwanderung der Deutschen immer mehr abnahm, setzte die österreichische
Regierung die Colouisatiou des Temeser Landes zwangsweise fort. Es kam nämlich der
Brauch auf, die wegen geringerer Vergehen vernrtheilten österreichischen Unterthanen nach
dem Banat abzuschieben, wo sie entweder zu Grunde gehen oder sich bessern mochten. Da
aber dieses Verfahren mehr Schlimmes als Gutes bewirkte und auch vom Gesichtspunkt
der Humanität überaus schädlich war, so wurde der Schub auf wiederholte Vorstellungen
Kaiser Josefs U. im Jahre 1770 gänzlich eingestellt.
In der Bäcs'ka begann die Einwanderung der Deutschen 1735. Die ersten dentschen
Familien ließen sich in Csataa l ja 1735, in Nensatz 1739, in Kollnth 1756,
in Hödsäg um 1760, in Bnkin 1749, in Apatin 1750 nieder. Besonders Apatin
wurde von einer größeren Menge ausländischer Dentschen besetzt, die sich nicht nur mit
Ackerbau befaßten, sondern auch Handel und Gewerbe trieben. Da Apatin der Hanptort
einer großen ärarischen Domäne war, zogen die dortigen Deutschen mit der Zeit auch iu
die umliegeudeu, der Herrschaft zugehörigen Gemeinden ein und bauten unter Anderem
vorzüglichen Häuf, ja sie beschäftigte» sich auch mit Seidenspinnerei.
Mit dem „ Eolonisationspatent" vom 25. Februar l763 beginnt sowohl im
Zwischenlande der Maros und Donau, als auch iu der Bäcska die zweite deutsche
Colonisirnng iu größeren» Maßstabe. Als der siebenjährige Krieg dnrch den Hubertsburger
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch