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sie an manchen Orten nach einein gewissen System, gleich hoch und in gleichen Zwischen-
räumen aufgeführt sind, vielleicht als Spähwarten oder zu anderen kriegerischen Zwecken
gedient haben. Ein großes Erdwerk anderer Art bildet die seit Marsigli sogenannte
Römerschanze, deren Linie die südliche Bäeska durchzieht. Nach neueren archäologischen
Forschungen ist freilich dieser Wall, sowie jene Hügel von gleichem Ursprung mit ähnlich
gearteten Erdwerken in anderen Theilen des Alföld, folglich das Werk irgend eines jener
Nomadenvölker (Jazygen, Hunnen, Gepiden, Avaren), welche diesen Landstrich in den
Jahrhunderten nach Christi Geburt längere Zeit bewohnt haben. Von diesen und ihren
Vorgängern stammen jene verschiedenartigen Bronze- und Eisengegenstände, Thongefäße,
Perlen u. s. w. her, die sich in der ganzen Bäeska finden und theils als landwirthschastliche
Geräthe (Mahlsteine, Sicheln), theils als Waffen oder Schmuckgegenstände benützt wnrden.
Die Römer haben znr Sicherung ihrer Eroberungen jenseits der Donau an den Grenzen
der Bäeska nur Wachposten, aber keine Niederlassungen errichtet. Die an vielen Orten
gefundenen römischen, griechischen und auderweitigeu Münzen sind als Beutestücke oder im
Handelswege, die Jnschriststeine aber (z. B. der Grabstein von Maria-Theresiopel) als
Merkwürdigkeiten aus anderen Gegenden dahin gelangt.
Mit der Einwanderung der Magyaren bricht für die Gegend eine neue und
glücklichere Epoche an. Diese Flächen voll fetter Weidegründe wurden ihnen sofort lieb
nnd sie theilte» dieselben nach Einführung der Comitatsorganifation in zwei Theile. Der
obere Theil, längs der Donau, von Monostorßeg bis Nädndvar im Pester Comitat und
nach Osten hin bis Maria-Theresiopel, gehörte zum Comitat Bodrog, der untere von
Apatin bis Petrovoszello und Titel zum Comitat Baes. Allein sowie die ganze Bäeska
nach ihrer geographischen Lage und den natürlichen Verhältnissen eine geschlossene Einheit
bildet, ist auch ihr geschichtliches Leben Eins zu uennen, da die Geschicke ihrer einzelnen
Theile stets die gleichen waren.
Keine Gegend hat unter den Folgen einzelner größerer Feldzüge so arg gelitten, wie
die Bäeska. Die Cultur der ersten Jahrhunderte wurde gleich im Aufsprießen durch die
Tatareu völlig vernichtet, aber ein halbes Jahrhundert genügte, um die alten Klöster
wieder aufzubauen und noch neue zu gründen, die mit der Zeit der Kern von Dörfern und
Städten längs der Donau wurden. Die früheren Einwohner kehrten, durch uene verstärkt,
zurück uud so bevölkerte sich auch weiterhin die fruchtbare Ebene; im Laufe des XIV. bis
XV. Jahrhunderts war der Wohlstand schon allgemein und die Cultur festgewurzelt, was
noch bedeutsamer erscheint, wenn man bedenkt, daß sie eine rein magyarische, nationale
war. Der Pflege und Verbreitung der Wissenschaften lagen die Klöster nnd Kapitel der
verschiedenen Orden ob. Auch an Empfänglichkeit für höhere Bildung fehlte es nicht; in
den Namenslisten der ausländischen Hochschulen kommen Namen von Jünglingen aus der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch