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wenn sie nur ihre Steuer bezahlte, von den Türke» nicht gestört, sie gaben ihr sogar die
unbewohnten Puszten iu Pacht oder sie brachten Serben ins Land, denen sie aber nicht
gestatteten, Gemeinden zu bilden.
Auf das Erträgniß des Landes aber erhoben sowohl die alten, als auch die ueueu
Besitzer Anspruch. Die Könige und Palatine verliehen nämlich die herrenlosen Ländereien
während der ganzen Türkenzeit genau so wie früher. Die Einsetzung in den Besitz ersolgte
zwar nur von fern — lonFa manu —, aber die Grundherren fanden schon Mittel und
Wege, ihren Hörigen die schuldigen Steuern abzunehmen.
Die Rückeroberung Ofens und die zweite Schlacht bei Mohäcs brachten endlich auch
dieser Gegend die Freiheit. Nach dem Verluste Szegedius flüchtete der größte Theil der
Türken. Aber erst nach dem Siege bei Zenta wurde das Zwischenland der unteren Donau
und Theiß, damals schon Bäcska genannt, wirklich frei und fiel durch den Frieden von
Karlowitz an die ungarische Krone zurück.
Die anderthalb Jahrhunderte der Türkenherrschaft haben kein anderes Denkmal in
der Gegend hinterlassen als einige rninenhafte Moscheen und Bäder. Die alte Comitats-
organisation war vollständig ausgelöst. Wo ehedem blühende Städte und Dörfer gestanden,
sah man kaum noch ein paar Hütten; viele waren gänzlich hinweggefegt, das Andenken
der übrigen aber nnr noch in den Namen einzelner Puszten oder Ackerfelder erhalten,
wenngleich durch die serbischen Ansiedler entstellt und slavisirt. Zu dieser Zeit ver-
wandelte sich Haraszti in Rasztina, Jänosi in Jankoväcz, Mg in Rigyicza, Piterreve in
Petrovoszello, Kölöd in Kollnt, Sebestyenegyhäza und Veresegyhaza in Sebesics und
Vernsies n. s. w. Die Einwohnerzahl war so zusammengeschmolzen, daß man anf den
brachliegenden Feldern und zwischen den unabsehbaren Sümpfen tagelang wandern konnte,
ohne einem Menschen oder der Spur von menschlicher Arbeit zu begegnen.
Alles war da von vorne zu beginnen. Die nunmehrige zweite Blüte erwuchs nicht auf
dem Holze der ersten. Die jetzt hier lebende Bevölkerung stammt nicht von der früheren ab,
von der sie nichts geerbt hat als die nackte Erde, das traurige Todteufeld der einstigen
Größe. Die Geschichte der heutigen Bäcska begiuut nach der Vertreibung der Türken, von
der früheren Bäcska wissen wir selbst die Geschichte nur, soweit die spärlichen Daten in
den Archiven anderer Gegenden reichen.
Die Regierung sorgte zunächst für die Vertheidigung des Bodens, indem sie vorerst
die vor den Türken flüchtenden Bnnyeväczeu und dann Serben dahin verpflanzte. Aus
diesen bildeten sich später, als das Land zwischen Donau und Maros noch weiterhin den
Türken verblieben war, die Grenzerbezirke an der Donau und Theiß. Zu dem ersteren
gehörte die von Titel bis Palänka, zu dem letzteren die von Zsablya bis Martonos
reichende Ufergegend, und auch Maria-Therefiopel und Zombor wurden darin einbezogen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch