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Mit dem Jahre der Vereinigung beginnt für die Bäeska eine neue Epoche, nicht
nur durch die eudgiltige Regelung des Eomitats, sondern auch weil zu derselben Zeit der
Frauzeuskaual eröffnet wurde. Das eine gab dem politischen, das andere dem volks-
wirthschaftlichen Leben eine ganz neue Richtung. Der ärarische Ingenieur Josef Kiss, der
den Einwanderern die Äcker zuzuweisen hatte, wurde zuerst auf die Schäden aufmerksam,
welche die Bevölkerung durch die am Fuße derTeleeska hingelagerten Sümpfe und sonstigen
Binnenwässer erlitt. Er ließ daher mit Erlaubniß der Finanzverwaltung einen meterbreiten
Abzugsgraben von Knla nach Verbüß bis an die Eserna-bara ziehen und setzte ihn nachher
bis Szivaez sort. Durch den Erfolg angespornt, kam er später auf den Gedanken, die
Donau und Theiß durch einen Schiffahrtskanal zu verbinden. Er arbeitete in Gemeinschaft
mit seinem jüngeren Bruder Gabriel die Pläne aus, bildete dann eine Aktiengesellschaft
und schloß im Jahre 1793 einen Vertrag mit der Hofkammer. In drei Jahren und mit
einem Kostenaufwande von einer Million Gulden sollte der Plan ausgeführt werden, der
Hindernisse waren jedoch so viele, daß der den Namen des regierenden Königs Franz
führende Kanal erst 1802 eröffnet werden konnte, nachdem seine Vollendung und Aus-
rüstung über drei Millionen Gulden gekostet hatte. Damals war er bei Monostorszeg mit
der Donau verbunden und bis auf den heutigen Tag geht er durch die Gemarkung von
Zombor au Kis-Sztapar, Szivaez, Eserveuka und Knla vorbei bis Uj-Verbäsz in einem
18 60 Meter tiefen gegrabenen Bette, von A-Verbäsz jedoch über Szent-Tamäs nach
Földvär in der gereinigten Cserna-bara bis an die Theiß, im ganzen 108 Kilometer lang
und mit fünf Schleusen versehen.
Wie nothwendig und nützlich er war, das bewies schon der Verkehr des ersten Jahres;
er betrug an Getreide allein 565.000, an Salz 113.000 Metercentner und diese Zahlen
verdoppelten sich später. Die Instandhaltung aber war kostspielig und es trat der große
Mißstand ein, daß der Monostorszeger Donauarm sich vom Hauptstrome trennte, wodurch
der Wasserstand im Kanale sank. Im Jahre 184l übernahm das Ärar die Verwaltung
und half jenem Übelstande ab, indem es das Bett bis Bezdän verlängerte und dort eine
neue Mündungsschleuse mit einem Boden vou 124 Meter Länge und mit 34 Meter
langen Mauern aus Betou bauen ließ. Dieses Werk gehörte damals zu den berühmtesten
Wasserbauten Europas und wurde als Franz Josess-Schlense im Jahre 1856 dem Verkehre
übergeben. Von da an war der Wasserstand des Kanals hoch genug, ja es mußte gerade
deshalb später (1869) bei Tisza-Földvär ein neuer Abzugskanal angelegt werden. Aber
auch sein Verkehr hat sich sehr belebt, in den Sechziger-Jahren wurden alljährlich im
Durchschnitt zweieinhalb Millionen Metercentner an Waaren aus dem Kanale befördert.
Bis zu den Siebziger-Jahren hatte die Bäeska überhaupt keine andere Handelsstraße
als diesen Kanal; sie besaß keine Eisenbahnen oder auch nur Chausseen; es waren nicht
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch