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einmal die heutigen Grenzen des Comitats abgerundet. Alles, was auf diesem Gebiete
geschehen ist und was die jetzige Physiognomie der Südgegend so sehr von der früheren
unterscheidet, ist das Werk der letzten zwei Jahrzehnte.
In den Siebziger-Jahren gelangten die beiden privilegirten Bezirke (Krön- uud
Tschaikisteudistrict) völlig unter die Eomitatsverwaltnng; nun wurdeu der Baja-Bezdauer
Zuleitungskanal (40^ Kilometer, 2'/^ Millionen Gulden) und der Kis-Sztapär-
Nensatzer Bewässerungskanal, Franz - Josefkanal genannt, (74'/z Kilometer,
5'/; Millionen Gulden) angelegt; im Jahre 1869 wurde die Alföld-Fiumauer Eisen-
bahn eröffnet, die von Szegedin kommend über Maria-Therefiopel und Zombor bis
Gombos das Comitat durchschneidet. Noch wichtiger und für die Zukuuft des Comitats
entscheidend wurde jene Hauptlinie der ungarischen Staatseisenbahnen, welche seit
1883 das Comitat von Maria-Theresiopel bis Neusatz der Länge nach durchzieht und
Seiteuliuieu gegen Baja und Becse entsendet; in anderen Theilen des Comitats aber
wurden uud werden noch immer vorzügliche Chausseen gebaut. Zur Ausnützung dieser
günstigen Lage und anderseits durch die Flutschäden des letzten Jahrzehnts gewitzigt,
bemüht man sich die ganzen Achtziger-Jahre her in der südlichen Bäcska um die Wette, die
Ableitung der Binnenwässer durchzuführen. Im Dienste der localen Interessen entstanden
und entstehen vielfach Entwässerungsgesellschaften, welche die Äcker nach allen
Richtungen mit Gräben durchschneiden und selbst Stellen, wo seit Menschengedenken
wässerige Wiesen oder Röhricht gewesen, fruchtbar machen. Diese Veränderungen gestalten
die wirthschaftlichen Zustände der Bäcska gründlich um, sie geben der Beschäftigung des
Volkes eine andere Richtung und sind anch auf die Ausbreitung der Volksbildung von
großem Einfluß.
Früher bildete die Viehzucht den Hauptzweig der Landwirthschaft. In den Vierziger-
Jahren wies das Comitat kaum 800.000 ungarische Joch Ackerland auf, der Rest des
ungeheueren Gebiets bestand aus Viehweide, Wald uud unverwerthbarem Sumpfe uud es
weidete« dort Hunderttausend«: von Pferden, Rindern, Schafen, Schweinen. Neben dem
uralten Herkommen waren es gleichermaßen die Zwangslage und die besondere Eignung
des Bodens, was die Bevölkerung bestimmte. Vieh machte weniger Mühe und war leichter
zu verwerthen als Getreide, welches auf schlechten Wegen „per Achse" transportirt werden
mußte. Die niemals aufgebrochenen üppigen Weidegründe boten reichliche Nahrung und
die Bäche der Thäler lieferten dazu frisches Wasser. Draußen im Freien nährte und mehrte
sich das Vieh jahraus jahrein, fast ohne je den Stall zu sehen und zuweilen derart
verwildert, daß so manche unbezähmbare Rinderherde Anlaß zn einer förmlichen Treib-
jagd gab wie auf den endlosen Ebenen Amerikas; durch die Aufhebung des Urbarial-
verhältnifses, die erleichterte Auftheilung der Gemeinweiden und den Beginn der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch