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Eisenbahn in die Bäcska ein, nm bei der nächsten Station das Gebiet von Maria-
Theresiopel zu erreichen.
Maria-Theresiopel (Szabadka) ist im südlichen Alsöld das nämliche, was
Debrecziu im nördlichen; an Ausdehnung mir um Weniges kleiner, hat es eine größere
Einwohnerzahl und ist kaum minder eigenthümlich geartet. Nur ist es nicht rein magyarisch,
sondern halb buuyeväczisch und nicht protestantisch, sondern katholisch.
Nach den zahlreichen Fundstücken der Bronzezeit zu schließen, welche das inuere
Stadtgebiet geliefert hat, mag hier schon in der Urzeit eine ansehnliche Niederlassung
bestanden haben. Die erste Nachricht aus der Magyarenzeit geht bis nach dem Tatareil-
einfall zurück. Der Name Szabadka rührt wahrscheinlich von den damaligen Bewohnern,
den freien (s^abnck) königlichen Gutssassen, her. Zu Anfang des XIV. Jahrhunderts bereiste
Gabriel Szemleni, ein Geheimschreiber König Sigismunds, die Gegend und von ihm
erhielt Szabadka, gleich anderen Ortschaften, einen mit königlichem Geheimsiegel versehenen
Freibrief; alle diese Briefe wurden jedoch später durch deu Reichstag als Fälschungen
uugiltig erklärt und ihr Urheber zum Scheiterhaufen verurtheilt. König Albert gab im
Jahre 1439 Szabadka nebst seiner ganzen Umgebung dem Johannes Hnnyadi als Ersatz
für dessen Unkosten bei der Verstärkung der Grenzfestungen. Da der Besitz niemals znrück-
gelöst wurde, verblieb er auch nachher in den Häudeu der Familie Hnnyadi, bis schließlich
Johannes Corvinus vor seinem Tode Szabadka mit noch vier anderen Ortschaften seinem
lieben Getreuen Emerich Euyiugi-Török vermachte. Nach der Unglücksschlacht bei Mohärs
flüchtete sich die Bevölkerung hinter die Wälle der Stadt und rettete sich wohl trotz der
Belagerung durch das heimziehende türkische Heer, doch erging es ihr im folgenden Jahre
desto schlimmer. Zar Ivan, der Abenteurer, bemächtigte sich Szabadkas und schlug dort
seine Residenz ans, die magyarische Bevölkerung aber vertrieb er aus der ganzen Gegend
nud raubte ihr Hab und Gut. Valeutiu Török gelang es einmal, die Stadt durch Über-
rumpelung zurückzugewinnen, als er aber später bei Ofen von den Türken gefangen wurde,
gelaugte auch feiu Besitzthum sammt der ganzen Bäcska iu türkische Hände.
Die Vorfahren der jetzigen Bevölkerung sind nach der Vertreibung der Türken
eingewandert und leisteten nachmals Grenzerdienste.
Nach der Auslösung der Militärgrenze wurde Szabadka unter dem Namen Sz ent-
Mar ia zum Eameral-Marktsleckeu. Vou da an beginnen die Zwistigkeiten, erst mit den
Serben, dann mit dem ungarischen Adel, nach Auswanderung der Unzufriedenen aber mit
dem Comitat und der Hofkammer; es handelte sich dabei um Zeheut, Vorspann und andere
Lasten, deren sich die Stadt dadurch entledigen wollte, daß sie sich nm den Rang einer
königlichen Freistadt bewarb. Es dauerte aber lauge, bis sie dieses Ziel erreichte. Endlich
gelang es ihr, den Schntz der Königin Maria Theresia selbst zu gewinnen, worauf sie im
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch