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Kanals befinden. Das eine Haus ist nenestens in eine Reisschälfabrik umgestaltet worden,
welche das Reiserträgniß des Comitats verarbeitet.
Weiter nach Osten liegen am Kanalufer, in Zwischenräumen von kaum eiuer Stunde:
Ö- und Uj-Szivacz, Cservenka, Küla, Uj- und Ö-Verbäsz, wohlhabende
Gemeinden mit je 7.000 bis 8.000 Einwohnern. Auf der Telecska werden auch Rebeu
gebaut, besonders bei Cservenka, dessen in den Lehm des Abhanges getriebene Keller in
langer Reihe weithin sichtbar sind. Auch die Ortschaft ist hübsch, sie hat regelmäßige, mit
Bäumen bepflanzte Gassen. Sie ist eine der wichtigsten Ladeplätze für Getreide längs des
Kanals und hat einen Vertrieb von über 100.000 Metercentneru jährlich. Früher wurde
auch Öl gepreßt, aber von zwanzig Ölmühlen sind nur noch drei vorhanden. Von den
gewerblichen Erzeugnissen sind die Reutern erwähnenswerth. Küla hat bedeutende Pferde-
märkte. Es ist Sitz eiues Notärs, Bezirksgerichts, Stuhlrichteramtes und Steneramtes,
was ihm auch äußerlich eine» mehr herrenmäßigen Anstrich gibt. Das große ärarische
Gebäude in seiner Mitte war ehemals eine berühmte Brauerei, wird aber jetzt als laud-
wirthschastliches Magazin benützt. Kaum eine halbe Stunde weiter liegt die (administrativ
getrennte) Doppelgemeinde Verbäsz. Uj-Verbäsz ist der bedeutendere Ort, ja einer der
schönsten und reichsten im Eomitate. Die Bndapest-Semliner Eisenbahn übersetzt dort den
Franzens-Kanal. Die Einwohner bauen Getreide uud treibe» dabei lebhafte» Schweine-
u»d Holzhandel; nnter seinen Gewerbsleuteu siud die Seiler besonders hervorzuheben. Die
Gemeinde besitzt zwei Lesevereine, ein Waisenhaus und ein Patronats-Untergymnasium.
Dem Bahnhöfe gegenüber hat die Kanalgesellschaft wieder eine Anlage, und bei der Schleuse
eine Turbiueumühle, welche täglich 400 Metercentner vermahlt. Auf dem unmuthigen
Hügelabhange steht das alte Haus von Josef Kiss, dem Erbauer des Kanals und daneben
sein Grabhügel.
Abwärts am Kanale liegt Szent-Tamäs niit 12.000 Einwohnern nnd einer
großen serbischen Kirche. Auf dem ausgezeichneten schwarzen Boden der Gemeinde wächst
massenhaftes Getreide. Ans dem Kanale werden jährlich etwa 100 Schisse mit verschiedenen
Prvdneten befrachtet. Auch die Pferdemärkte sind wichtig. In den Kämpfe» von 1848 bis
1849 befand sich hier das verschanzte Hauptlager der Serbe», desse» fruchtlose Bestürmung
vielen Houveds das Lebeu kostete, bis endlich Moritz Perezel es am 3. April 1849 nahm.
Von Szent-Tamäs bis hinaus an die Grenze des Comitats hat das llserland der
Theiß, Anfangs mit 14, später mit 10 Gemeinden, bei der Auflassung der Militärgrenze
eine besondere Organisation als privilegirter Theißdistriet uud, nachdem es 1791
gegen die Schönborn'sche Herrschaft Muukäcs eingetauscht worden, als Krondistrict der
Theiß erhalten. Politisch nuterstaud dieser der Comitatsbehörde, hatte aber im Übrigen
freigewählte Administrativnschefs, einen besonderen Gerichtshof, das jus Aluäii und andere
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch