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die großen Schiffe hierher fahren können und die geplanten Lokalbahnen ausgebaut
sein werden.
Seine Lage ist der von Budapest ähnlich. Neusatz liegt in der Ebene und gegen-
über erhebt sich auf einem Bergrücken die Festung Peterwardein, mit der es durch eine
Schiffs- uud eine Eisenbahnbrücke verbunden ist; jenseits, schon in Syrmien, senkt sich eine
anmuthige Hügelreihe zur Douau herab, mit Weingärten und Landhäusern der Neusatzer
bedeckt, uud uoch weiterhin erblickt man das hübsch gelegene Dorf Kamenicza, hinter dem
die Waldhöhen der k'ruZka <Zora beginnen.
Die Hauptstraßen haben lauter ein- nnd zweistöckige Wohngebäude und die Neben-
gassen reizende kleinere Privathäuser. Hervorragende Bauten sind die der Sparkasse, des
katholischen Gymnasiums, des Spitals und des Schützenvereins, sowie die Baugruppen
der neuen Kasernenanlage. Die breiteren Straßen sind mit Banmreihen, alle aber mit
Bürgersteigen aus Würfelsteinen eingefaßt. Eine Schöpfung der neueren Jahrzehnte ist
auch die schöue Promenade, welche die der Schiffbrücke benachbarten Schanzen am Donau-
ufer umgibt; desgleichen die neben der Dampfschiffsstation befindliche Seidenfabrik, welche
500 Arbeiter beschäftigt, nnd die Gasfabrik; dort sieht man schließlich noch die Mündung
des Frauz Josess-Kanals und am jenseitigen Ufer desselben das Schlachthaus.
Das rege Leben nnd Treiben am Donannfer, das massenhafte Volk nnd der Wald
von Körben, die den Marktplatz der Stadt täglich, besonders aber Sonntags erfüllen,
dann das Lautgewirr, zu dem sich vier bis fünf Sprachen vermischen, charakterisiren am
besten die Bevölkerung der Stadt nnd die Richtung ihrer Beschäftigung. Der größte
Marktverkehr findet in Obst und Grünzeug statt, das aus der Umgegeud und aus Syrmien
herzugebracht uud dann auf der Eisenbahn oder zu Schiffe nach Belgrad und Paucsova
hiuab, oder uach Budapest, Wien, ja noch weiter hinauf verfrachtet wird. Die Zahl der
verschiedenen Kaufleute und Gewerbetreibenden beträgt etwa anderthalb Tausend; besondere
Industriezweige bilde« die Bundschuh- und Pantoffelfabrication, am blühendsten sind die
Mühlen- und Spiritusindustrie. Von hier wird auch der syrmische Beocsiu-Eemeut versendet.
Die gesammten mittels Schiff nnd Bahn verfrachteten Waaren belaufen sich auf über eine
halbe Million Metercentner und es sind drei selbständige Geldinstitute vorhanden.
Die Hauptstraßen habe» eiu ganz großstädtisches Aussehen, und doch hat Neusatz
nicht ganz 25.000 Einwohner. Der Nationalität nach bilden die griechisch-nichtnnirten
Serben die Mehrzahl (über 8.000); der Religion nach ist die Zahl der drei Arten von
Katholiken etwas größer, die sich jedoch nach ihrer Nationalität so theilen, daß die Zahl
der Magyaren und Deutsche» je 6.000 bis 7.000 beträgt, die der Übrigeu kleiner ist. Jedes
recipirte Glaubensbekenntniß, mit Ausnahme der Unitarier, hat seine Kirche; mit den
Kapellen zusammen beträgt deren Zahl vierzehn. Die ganze Gemarkung der Stadt macht
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch