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Monte Santo aus aufgefallen ist, als wir von ihm aus gegen Osten blickten. — Der
Ternovaner Wald, ein großes Korallenriff des Jurameeres, ist das älteste Deukmal der
Erdgeschichte im ganzen Görzerland. Ungefähr auf halbem Wege wendet sich Derjenige,
welcher von Solcano aus den Monte Santo ansteigt, von der zum Heiligthum führenden
Landstraße ab und folgt jener, welche sich der genannten Hochfläche zuwendet. Der Weg,
den man zum Herabbringen von Holz aus den Forsten längs den Lehnen des Gebirges
hin angebracht hat, ist ein Musterbau. Ohne von Steigung viel zu verspüre», sieht mau
allgemach die Knppe des Monte Santo, die doch so hoch auf den Platz von Solcano und
das Jfonzogestade niederschaut, hinabsinken.
Der erste Ort der Hochfläche, welchen man erreicht, ist Ternovo, schon 105 Meter
höher als der Gipfel des Monte Santo gelegen. Der Gebirgsstock, dessen Hochfläche sich
zwischen den Thälern des Jsonzo und der Jdria (Jdrica) in einer mittleren Erhebung von
800 bis 900 Metern über dem Meere hinzieht, ist fast bis zu den Abstürzen hin mit hoch-
stämmigem Forst bewachsen. Mit Ternovo erreichen wir den Rand desselben. Über dieser
Hochfläche steigen noch Berge auf, die man weit vom Meere aus erblickt. Sie sind um
400 bis 500 Meter höher als die mittlere Erhebung und einer von ihnen, der Bnkovee,
erreicht 1.447 Meter, unterscheidet sich also an Höhe wenig vom hochragenden Nachbar
des Semering, dem Sonnenwendstein.
Der Wald ist einer der ausgedehntesten, welchen Österreich-Ungarn besitzt. Es ist
eine nordische Welt ausgebreitet über der südlichen, auf welche sie als Bastion herabschaut.
Wer aus der Flur von Görz, von den Ufern des Jsonzo, in jenes Waldreich emporsteigt,
der ist in Hinsicht auf Klima um fünf bis sechs Breitegrade nach Norden gegangen. Am
meisten wird das im Herbst verspürt, wenn in den Gärten des Tieflandes die Traube
gekeltert wird, die letzten Feigen am Baume hängen, droben aber der Winter lauert. In
den Hauptorten des Teruovauer Waldes, in Ternovo, Lokve, Karnica wirken kaiserliche
Forstverwalter und Forstwarte, die von ihren Amtsgenossen in der Tiefe wegen ihrer
weltentrückten Ansiedlungen gerne „Waldteufel" genannt werden. Es sind durchwegs
gebildete und gastfreie Männer. Was die Einsamkeit anbelangt, so möchte diese vielleicht
weniger hart beurtheilt werden, wenn man erfährt, was beispielsweise der vortreffliche
Verwalter von Ternovo von seinen Fenstern aus überschaut. Hier der Triglav und der
Mangart, dort die Dampfer und Fischerbarken auf dem Meere. Im Morgenstrahl zeigen
sich die Thürme der Stadt des heiligen Markus und deutlich heben sich aus der blauen
Tiefe die Häuser vou Udiue ab. Oft zeigt sich das Spiel der Fata morgaua, durch welches
Uferstrecken, die unsichtbar sind, über den Gesichtskreis emporgehoben werden. Das weite
Tiefland Venetiens liegt da ausgebreitet, vou den hellen Bändern seiner Ströme durch-
zogen, die in gleicher Richtung zum Meere wallen. Der Wald ist allenthalben sorgfältig
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch