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Ganze von oben her überblickt, der Charakter längerer Rücken ganz entgeht und nnr der
Eindruck eines ewigen Auf- uud Absteigeus vou Steinhügeln, Mnlden und Dolmen
erzeugt wird.
Um nun nach dem gewonnenen allgemeinsten Überblick das Land im Detail zu
betrachten, nehmen wir Abschied von der reizenden Gipfelaussicht und steigen am Südwest-
gehänge des Monte Maggiore hinunter, zunächst gegen das Plateau des Cicenbodeus.
Nach kurzem Abstieg über eiueu pfadlosen, steilen und kahlen Abhang erreichen wir
einen Fußsteig, der uuu mit mäßigem Gefälle meist in schattigen Buchenwäldern verläuft,
durch einzelne Lücken wechselvolle Ausblicke nach dem zu Füßen des Berges liegenden
Cepic-See und dem Hügelgewirre des inneren Jstrien gewährt und zuletzt in jene breite
Fahrstraße mündet, welche die Fortsetzung der bei unserem Ausstiege beuützteu bildet.
Dieser folgen wir nun weiter nach Westen absteigend, vorbei an den saftigen Wiesen
einer ebeneren Gehängestufe, dann weiter unten an Felsenwänden mit Viadneten, Bächlein
und kleinen Wasserfällen und erreichen endlich gegen Nordwest schreitend das Karstplateau
an der Jstriauer Eisenbahn.
Der Buchenwald liegt nun hinter uns, nur Wachholderbüsche und spärliche Eichen-
gruppen, hier und da zu einem Hain zusammengesellt, repräsentiren den Holzwuchs; bald
gibt es keine aushaltende Thalsurche, kein Wässerlein mehr, alles Weiß in Weiß oder Grau
in Grau, und wir haben den armseligsten Theil des Landes, den schon genannten Eicen-
boden, betreten, der in 500 bis 600 Meter Seehöhe 57 Kilometer lang und 15 Kilometer
breit sich zwischen Nordwest und Südost erstreckt. Das Terrain uuterscheidet sich hier von
jenem der meisten anderen Karstgegenden durch die geringe Undnlirnng im Kleinen bei
entschiedener Längsrückenbildung im Großen, da es zwar in zwei bis drei langen Stufen
sich senkt, innerhalb jeder Stufe aber fast eben verläuft und nur wenige aufgesetzte Gipfel
bis zur Höhe von 1.100 Meter besitzt. Der Boden ist mit hervorragenden Schichtenköpfen
und Trümmern geborstener Gesteinsplatten — Alles Heller Kalkstein — bedeckt, ihre
Oberflächen sind millionenfach gefurcht, gerieft, gelöchert und gezackt dnrch die Einwirknng
der Atmosphäre auf das seit Jahrhunderten bloßgelegte Gestein, nur stelleuweise ein
wenig Erde in Spalten oder in rundlichen Senkungen verschiedener Größe (Dolmen), die
jedoch bei seitlicher Ansicht verborgen bleiben.
Auch die Vegetation hat die Farbe der Steine: grauliche Gräser, grauer Salbei,
graues Sonnengold, graues stachliges Kronenkraut, eine hochstengelige Eberwurz, Spitz-
klette, Pfefferkraut, Mariendistel n. s. w., und alles nur zerstreut, nie zu einer zusammen-
hängenden Vegetationsdecke geschlossen, aromatisches Futter für vagireude Schafe uud
Ziegen, von Strauchwerk nur magerer Wachholder und Palinrns, zwergige Schlehen- und
Eschenbüsche, kümmerliche Eichenloden als Ausschlag morscher Strüuke. In dieser dürreu,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch