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gelten. So nennt man das eben geschilderte Karstplateau des Eicenbodens mit seinen fahlen,
im Sonnenlicht fast blendend weißen Steinöden die ,Istria dianca".
Zu Füßen dieses Plateaus an seinem südlichen Abbrüche nimmt ein Gestein
überHand, welches sehr leicht verwittert und zerfällt, daher zwar steilwandige Tiefenformen
— Wasserfurchen —, aber keine schroffen, sondern nur abgerundete Höhenformen und
Oberflächengebilde zuläßt, — es ist der »l'assello«, unserm Wiener Sandstein ähnlich, und
da seine Farbe sowie diejenige der daraus hervorgehenden reichlichen, oft tiefgründigen
Erde gelblich oder gelblichbraun ist, nennt man das mittlere Querstück, wo eben dieses
Gestein vorwiegt, die „Istria Fialla-' gleichbedeutend mit Mittel-Jstrien. Weiter im
Süden endlich, wo das Land sich immer mehr verflacht und wieder weißes Kalkgestein
die Unterlage bildet, ist es sehr häufig uud in ausgedehnten Strecken mit rothockeriger
Thonerde bedeckt; Süd-Jstrieu hat daher den Namen „Istria rossa" erhalten. Es muß
übrigens bemerkt werden, daß auch auf dem Eicenplateau die Erde, wo überhaupt eine
solche zu finden, meist die völlig gleiche wie in Süd-Jstrien ist; das erstere ist nur dadurch
weiß geworden, daß die rothe Erde verschwunden ist.
Da wir nun das weiße Jstrien hinter uns haben, sehen wir uns zunächst im gelben
um, welches zwischen 380 uud 285 Meter uudulirt. Es zeigt sich da sehr ausfallend, wie
die gleiche Ursache, die vandalische Entwaldung, uach der Verschiedenheit der Gesteins-
unterlage sehr verschiedene Wirkungen gehabt hat. Der uahezu nnverwitterbare Kalkstein,
wie im Eiceuboden, hat seine starren Gestaltungen auch nach der Entblößung behalten, der
leicht verwitternde l'assello hingegen ist in steter Umbildung, Abbröckeluug und Weg-
schwemmung begriffen und einige Stetigkeit besitzen da nur die flacheren Strecken, auf
denen eine Abschwemmung nicht wohl stattfinden kann, dann die stehen gebliebenen festeren
Kerne aus der Sandsteinformation oder die hervorragenden Kalksteinpartien, welche
entweder vom Sandstein schon ursprünglich nie bedeckt waren oder durch die Verwitterung
desselben wieder bloßgelegt wurden.
Mit zusammenhängenden Ortschaften sind meist nur solche festere Höhen besetzt,
hingegen sind die steileren, in stetem Abrutschen begriffenen Hügellehnen kahl, die weniger
steilen aber unter der Gunst des sich reichlich bildenden Lehmbodens viel reichlicher
begrünt und bewaldet, als es im eigentlichen Karstgebiet der Fall ist, so daß man inner-
halb des gelben Jstrien nicht selten ausgedehntere Wiesen, Felder, Haine und selbst Wälder
erblickt. Als Typen dieses Landestheils- kann man die Umgebungen der Städte Piugueute
und Pisiuo betrachten. Die erstere tief unter der gleichnamigen Station der Jstrianer Bahn
' Die Landwirthe haben die hellere Erde, die aus dem Sandstein Ckassvllo) hervorgeht, torra bianc» (weiße Erde) im
Gegensatz zur rothen'(te»ra rosga) genannt und sprechen von keiner gelben Erde. Man darf daher Istria bianca und terru
diauea nicht verwechseln.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch