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erbauten Theater erhalten haben. Merkwürdigerweise trägt jedoch die ganze an das einstige
Theater stoßende Gegend noch heutzutage den Namen klena (aus ^rena) vecelüa.
Was sonst ans der Zeit des weltbeherrschenden Volkes übrig ist, befindet sich zumeist
in zwei städtischen Sammlungen, dem archäologischen Museum und dem I^apilZai-io nahe
der Domkirche. Während das sorgsam gehaltene Museum seiner Beschaffenheit und inneren
Einrichtung nach anderen ähnlichen Sammlungen gleicht, hat das I^api6aric» einen eigen-
artigen Charakter.
Als einer der besten Männer unserer Stadt, der 1842 gestorbene Dr. Domenico
de Rossetti, nach vieljährigen Bemühungen einen seiner Lieblingswünsche verwirklichte,
dem großen Wiukelmann, der auf der Rückreise nach Italien 1768 hier einem fremden
Mörder zum Opfer gefallen war, ein Denkmal zu errichten, da faßte er den Plan, dieses
Monument zum Mittelpunkt einer Sammlung heimischer Alterthümer zu machen. Ein
Theil des gerade damals aufgelassenen Friedhofes bei der Domkirche wurde dazu bestimmt,
das Terrain etwas umgestaltet, und in der That fand, allerdings erst nach dem Tode des
Gründers, die Eröffnung des mit Grab- und Votivsteinen, Altären, Inschriften und
dergleichen geschmückten Gartens statt. Für die werthvolleren Sculptnren und eine besonders
hervorragende Inschrift wurde später ein eigener tempelartiger Bau errichtet. Wer deu
aus drei Terrassen bestehenden, mit Bäumen und Sträuchern bepflanzten Raum betritt,
dem weht ein eigenthümlicher Hauch milder Schwermuth entgegen. Die zahlreichen
Inschriften, viele in den schönen Linien der classischen Periode, andere aus den späteren
Jahrhunderten bis auf die neuere Zeit, die meisten gleich den freistehenden Denkmälern
die Spureu der Verwitterung tragend, — sie gemahnen an das, was der Ort einst war, an
einen Friedhof. Aber in diesem Friedhof schlummern jetzt fast neunzehn Jahrhunderte!
Wer es versteht, die alten Steine zu lesen, dem erzählen sie von längst verstorbenen
Menschen und von verklnngenen Zeiten. Diesen halb verwitterten Denkmälern verdanken
wir zunächst unsere Kenntnisse von dem inneren Leben Tergestes, von Personen und
Familien, Ämtern und Würden, Bauten und bedeutungsvollen Ereignissen.
Wenn von solchen, namentlich größeren Denkmälern Vieles unwiederbringlich
verloren ist, liegt die Schuld nicht nur an der Nachlässigkeit und dem rücksichtslos praktischen
Sinne späterer Geschlechter, sondern auch an den mannigfachen Bedrängnissen, die nach
dem Sturz des römische» Reiches über die einzelnen Gebiete desselben hereinbrachen und
unter welchen auch unsere Stadt unleugbar litt.
Als Trieft aus dem Dunkel der Zeiten wieder hervortritt, steht es unter dem Zeichen
des Krummstabes.
Schon um das Jahr 50 hatte uach der Legende die Lehre Christi durch Sendboten
des Hermagoras von Aqnileja aus hier Wurzel gefaßt und mauche Bekenner derselben
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch