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die Erbauung des ueueu Lazareths vollführt wurde — im Jahre 1749 den ganze»
sogenannten Cameraldistriet nnter einigen Vorbehalten der Stadt ein. Damals fielen
die Manern zwischen dieser und der nunmehrigen „Theresienstadt". Leichter aber
wnchsen die ueueu Häusergebiete, zu denen sich unter dem Nachfolger der Kaiserin im
Südwesten die „Josephsstadt" gesellte, mit den alten zusammen, als die erbgesessene
und die zugewanderte Bevölkerung mit eiuauder verschmölze». Lange Zeit standen die
Altbürger abseits vom hastigen Treiben, das sich in den neuen Stadttheilen und am Hafen
abspielte. Aus ihrem ruhigeu Leben aufgeschreckt und zum Verkehr mit den energischen, oft
rücksichtslosen Fremden wenig geneigt, zogen sie sich auf sich selbst zurück. Unterdessen
stieg der Wohlstand derer, die von der neuen Zeit Gewiuu zu ziehen wußten. Selbst die
soust verhäuguißvolle Periode der Coalitiouskriege, welche deu blutigen Übergang von
dem vorigen anf unser Jahrhnndert bilden, brachte Trieft zwar während der zweimaligen
französischen Besetzung (1797 und 1805) vorübergehende Verluste, hemmte aber uicht deu
dauerudeu Aufschwung des Handels.
Ja gerade die strengen Maßnahmen, die Napoleon auch in der Adria auf dem
seinem Machtbereich uuterworfeueu Gebiete gegeu die Eugläuder traf, förderte» de» Ha»del
jener Städte, die sich unter anderem Scepter befanden, also beispielsweise Triests. Vou
welcher Zuversicht die hiesigen Kaufleute gerade damals erfüllt waren, beweisen die in jener
Zeit entstandenen größeren Bauten: Theater (1801) nnd Börse (1802). Erst die dauernde
Besetzung der Stadt durch die Franzosen von 1809 bis 1813 brachte diese Entwicklung
znm Stillstand. Die französische Herrschaft begrnb auch die alte Verfassung und Selbst-
verwaltung Triests, die schou seit dem Beginn der Freihafenperiode immer mehr erschüttert
worden war. Bereits Maria Theresia hatte, wenn auch mit möglichster Schonung, die
wichtigeren Befugnisse kaiserlichen Beamten übertragen. Unter Kaiser Josef II. hörte jede
Rücksichtnahme anf die städtischen Einrichtungen auf. Seiue Erlässe und Gesetze machten
unsere Statuten zum großen Theile werthlos. Der Rath sank zur Scheinvertretung herab,
die administrative Sonderstellung Triests fiel dnrch die Vereinigung mit Gorz-Gradiska
ebenso weg wie die kirchliche durch die Aufhebung des Bisthnms. Mehrere Klöster
verschwanden, nicht minder die Brüderschaften; eine Reihe von kleineren Kirchen nnd
Kapellen wurde dem Cultus entzogen.
Mit dem Tode des Kaisers, der sich übrigens um die Hebung des Handels große
Verdienste erworben hat, änderte sich Einiges. Trieft erhielt wieder seine kirchliche nnd
politische Sonderstellung, auch das Staatskleid der Patrizier kam nochmals zu Ehreu. Es
war nur ein kurzes Scheinleben. Mit dem Einrücken der Franzosen wurde die alte
Verfassung eingesargt, und als die österreichische Regierung unter dem Jubel des Volkes
im October 1813 wieder vou der Stadt Besitz nahm, da hütete sie sich, Einrichtungen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch