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beim Hauptthor angebracht. Zwei andere mit Inschriften versehene Statnenpiedestale
fanden beim Zugang zum Glockenthurm Verwendung. Daß in diesem selbst Überreste des
antiken Tempels stecken, ist bereits erwähnt worden.
Der neue füufschiffige Dom erhielt seinen Namen von den Heiligen beider Kirchen.
1385 wurde er durch Bischof Heinrich von Wildenstein feierlich eingeweiht. Ein großes
gothisches Radfenster gab dem durch die Vereinigung entstandenen Hauptschiff das nöthige
Licht. Übrigens fanden in den nächsten Jahrhunderten noch mancherlei kleinere Umgestal-
tungen statt. Zahlreiche Kapellen wurden angefügt, in einer derselben steht die alte
Marmorwanne, in der einst die Taufe mittelst Eintauchens vollzogen wurde.
Der Fußboden erhielt mehrfache Veränderungen, die Apsis des Hauptschiffes eineu
Umbau. Die letzten durchgreifenden Restaurirungen fanden im Jahre 1843 statt. So
umfaßt also die Baugeschichte unseres Domes, wenn wir ihn als Cnltnsstätte überhaupt
betrachten, einen Zeitraum von mehr als achtzehnhuudert Jahren.
Schön sieht die Kathedrale in ihrem gegenwärtigen Zustande allerdings nicht aus.
Die ungünstigen Verhältnisse von Länge und Breite (32 58 und 31 64 Meter), die
nüchterne graue Tünche, welche die Innenwände bedeckt, die dürftigen Säulen, die schlichte
Kanzel, die sonderbare Mischung von Altem und geschmacklos Modernem macht auf unser
ästhetisches Gefühl nicht den angenehmsten Eindruck. Schreite» wir aber an die Besichtigung
der einzelnen Theile, so finden wir Manches, was unser Interesse erregt, Manches auch,
was von großem Werthe ist. Schon der sonst plumpe Glockeuthurm euthält iu deu früher
erwähnten römischen Bauresten, denen wir noch einige andere zugesellen könnten, Bestand-
theile, wie sie ein christlicher Glockenthurm selten auszuweisen hat. Die Hauptfa^ade der
Kirche ist iu ihrem untersten Theile mit Grabsteinen bedeckt, die einst den Fußboden des
Innern bildete». Etwas höher zeigen sich uns drei moderne Bronzebüsten von Triester
Bischöfe» verschiedener Zeiten, des Äneas Silvins Piccolomini (1447 bis 1451), des
Humanisten und späteren Papstes Pius II., des Andrea Rapicio (1565 bis 1573) und
des Reinaldo Scarlicchio (1621 bis 1630). Werfen wir noch einen Blick auf die Schrift
über dem Hauptthor, die an die Verwüstung der Kathedrale zur Franzosenzeit (1813)
erinnert, so haben wir ein kleines Bild der ganzen Bangeschichte vor Augen.
Den werthvollsteu Schmuck des Domes aber bilde» seiue Mosaiken. Die hell
beleuchteten mnsivischen Bilder hinter dem Justusaltare, die den Erlöser zwischen den
Stadtheiligen Jnstns und Servnlus darstellen, locken zumeist das Auge der Besucher auf
sich. Viel größeren Kunstwerth besitzen jedoch die musivischen Darstellungen iu der Apsis
der alten Marienkirche, also im gegenwärtig erste» rechten Seitenschiffe. In der oberen
Halbkugel erblicken wir auf einem Thronsessel die Gottesmutter, iu einen blaueu Mantel
gehüllt, den Christusknaben im Schoße haltend. Das schöne, edel geformte Gesicht des
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch