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Verkehrs nach dein „nenen Hafen" gezogen, an dessen breiten Däininen die Riesendampfer
ihre Waareninassen in verhältnißmäßig kurzer Zeit löschen, nm dann rasch weiterfahrend
anderen Schiffen Platz zu machen. So hat das Bild viel von dem früheren Charakter
verloren. Noch manches wird sich in der nächsten Zeit ändern, sobald die Aufhebung des
Freihafens durchgeführt sein wird.
Weuu uus bei den Dampfern des nenen Hafens, vor Allem bei den englischen
Jndienfahrern unter der Bemannung die dunkelhäutigen Söhne Afrikas und die Kinder
des Ostens begegnen, so haben wir im alten Hafen eine bunte Mnsterkarte der Flaggen
und Nationen Europas vor Augen.
Gleich auf der ersten Strecke iu der Nähe des Bahnhofplatzes liegen neben den
heimischen Fahrzeuge« verschiedenster Gestalt und Größe fremde, vorzugsweise italienische
nud griechische Segler. Lange Karren, die meist mit Ochsen bespannt sind, führen die
Waaren zu und ab. Während wir vorwärts schreite«, tönt aus einem niedrigen Gebäude
lautes Stimmengewirr heraus. Es kommt von der Fischhalle, einem ziemlich neuen, nicht
sehr großeu Bauwerke, das weniger malerisch, aber ungleich praktischer ist als die offene»
Stände, aus deueu eiust weiter südlich die Fische verkauft wurden. Friedlich liegen auf den
steiuerneu Bänken die Bewohner des Meeres beisammen, Wolfsbarsche, Makrelen, Barben,
Goldbrassen und wie sie alle heißen mögen, die leckeren Fische, die der Feinschmecker liebt.
An anderen Ständen wimmelt in den Behältern das sich krümmende Geschlecht der Aale,
daneben billige Fischlein und die Masse der niedrigen Thiere, der ,k>utti äi mare". So
verschiedenartig die Gerichte, so verschiedenartig sind auch die Käufer und Verkäufer. Neben
den Dienstmädchen, die natürlich die Hauptmasse der ersteren bilden, fehlt es nicht an
Fraueu und all oft eleganten Herren, denn schon in Trieft herrscht bei vielen italienischen
Familien die Sitte, daß der Mann Besorgungen übernimmt, die sonst dem weiblichen
Geschlecht zufallen, vor Allein die Einkäufe auf dem Fischmarkt.
Mit Mühe erreichen wir einen der Ausgänge, gehen an den Weibern vorbei, die
Limonien und Küchengewächse feilbieten, und stehen bald vor einer stets belebten Dreh-
brücke. Auf den schmalen Gehsteigen drängen sich die Fußgänger; Personen- uud Lastwagen,
Tramway und die Uferbahn zwischen Staats- und Südbahnhof, sie alle benützen die
grüne Brücke. Jeden Mittag wird sie geöffnet, um den Schiffen den Verkehr mit dem
(lanalAianckezu ermöglichen.
Oft wurde davon gesprochen, den gegen 372 Meter langen uud über 28 Meter
breiten Kanal, jetzt den einzigen Triests, zu verschütten und dadurch eiueu nutzbaren Grund
zu gewinnen. Sicher ist, daß die Stadt dadurch eines der malerischen Objecte, an denen
sie ohnehin nicht reich ist, verlieren würde. Die Segelschiffe, die im Kanal liegen, geben
mit den diesen begleitenden Wohnhäusern, der tempelartigen Antoninskirche und den
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch