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Reihe theoretischer Werke und regte viele gelehrte Männer seiner Zeit zu musikalisch-
literarischer Thätigkeit an. Seine Compositionen, welche die Zahl 500 weit überschreiten
svllen, erscheinen zum Theil uoch jetzt iu neuen Ausgaben. Tartini starb am 26. Febrnar
1770 zu Padua. In der Jugend eine ungestüme, ans Phantastische grenzende, aber selbst-
ständige Künstlernatur, führte man vom reisen, weit und breit gefeierten Virtuosen das
geflügelte Wort im Munde: „Tartini spielt nicht, er singt auf der Violine/'
Weuu die italienische Bevölkerung Triests am literarischen Leben der Nation in
älterer und, nachdem die ersten Einwirkungen des Freihafens überwunden waren, auch in
neuester Zeit entsprechenden Antheil genommen hat, so können auch die Deutschen — deren
Zahl im osficiellen Berichte von 1880 mit 5141 angegeben wnrde — einiger Dichter
gedenken, die, obschon nicht in Trieft geboren, doch Jahre eifriger Thätigkeit hier verbrachten
und bedeutende Werke schnsen: Robert Hamerl ing und Rndolf Baumbach. Aus dem
Gebiete der Touknnst wirkte hier durch fast dreißig Jahre der Wiener Karl Lickl (geboren
1803, gestorben 1864), ein tüchtiger Komponist, dessen Oper I.a tkigliäa <1i Larletta 1848
im großen Theater beifällig ausgenommen wurde. Als Pianisten sind ferner erwähnens-
werth: der durch seine erfolgreichen Kuuftreiseu weithin bekannte Alfred Jae l l nnd Otto
von Leis, beide Triester, und der hier eingewanderte Eduard Bix. Von auswärts kam
auch vor mehr als drei Jahrzehnten der ausgezeichnete Violinist Julius Heller, der hier
seitdem für die Pflege classischer Musik thätig ist als Lehrer, Concertmeister, Schöpfer
des nach ihm benannten Quartetts uud als Musikdirektor bei jenem Vereine, der sich die
Aufführung großer classischer und Orchesterwerke zu einer seiner Aufgaben gestellt hat,
dem Schillerverein.
Eine langsamere und dürftigere Entwicklung nahmeu iu Trieft die bildenden Künste,
zunächst die Architektur. Wer die Altstadt durchwandert, späht vergebens nach hervor-
ragenden Gebäuden ans früheren Zeiten. Die Wohnhäuser vornehmerer Familien, soweit
sie noch erhalten sind, lassen zwar nicht Bequemlichkeit, wohl aber äußereu Schmnck
vermissen. Der interessanteste Theil Alt-Triests, das Herz der Stadt, der große Platz, hat
seine frühere Form und seine alten Gebände verloren. Aber anch die erste Zeit des
Freihafens brachte keine schönen Bauten hervor. Wohl strömten, von dem wachsenden
Bedürfniß augezogen, Bauleute und Handwerker in Menge herbei. Aber die neueu
Ansiedler ließen keine prunkvollen Gebäude errichten. Selbst wenn sie über größere Geld-
mittel verfügten, wendeten sie dieselben lieber ganz dem gewinnbringenden Handel zn; sie
bauten nur Häuser, um nicht obdachlos zu sein. Damals entstanden in den nach der Schnnr
gezogenen Gasse» der Theresieustadt viele Bauwerke der verschiedensten Größe ans dem
elendesten Material und nur durch lebhaften Farbenanstrich auffallend. Auch die stattlicher
aussehenden Gebäude wareu häusig sehr unsolid angelegt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch