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erscheint es im Lehenbesitz der Herzoge Adalbero und Heinrich aus dem Hause Eppeustein,
der Markgrafen aus dem Hause Weimar, sodann seit 1120 der Krainburgischeu Linie der
Sponheimer und seit 1173 der Herren von Andechs-Meran.
Alle diese Fürsten zeigten sich freigebig der Kirche gegenüber, vertheidigten uud
mehrten ihren Besitz und schützten ihre Rechte. Die istrischen Bischöfe wurden reichlich mit
Lehen bedacht und erhielten zahlreiche Freiheiten und Privilegien. Viele Lehen besaßen in
Jstrien auch die Patriarchen von Aquileja uud besonders die Bischöfe von Freising. Im
Gebiete von Pola lagen zahlreiche Güter des Erzbischofs von Ravenna, der überdies noch
die Gerichtsbarkeit in zweiter Instanz über die Stadt Pola ausübte.
Die obeu erwähnten Fürsten, welche zu verschiedenen Zeiten über Jstrien herrschten,
ließen sich, wenn sie sich in der Provinz befanden, auch die öfseutliche Ruhe sehr angelegen
sein und ergriffen kräftige Maßregeln, um den Frieden im Lande zu erhalten. In dieser
Hinsicht ist der Vertrag bekannt, den um das Jahr 1060 der Markgraf Udalrich vou
Jstrien, Graf Engelbert, die Bischöfe nnd Adeligen beschworen, zu halten: .bonuin
statum et konorem totius UMriue".
Aber zu viele Angelegenheiten nahmen die Thätigkeit der Herzoge und Markgrafen
anderweitig in Anspruch, namentlich die Kämpfe, die damals Deutschland durchtobten.
Die istrischen Städte, sich selbst überlassen, waren auf ihren Vortheil wohl bedacht: da
das Meer von Seeräubern nicht mehr unsicher gemacht wurde uud die politischen Ver-
hältnisse günstig waren, bemühten sie sich ihren Handel auszudehnen uud schlosseil mit
Ragusa, Trau, Spalato und anderen Städten Verträge zum gegeuseitigeu Schutz ihrer
Handelsinteressen. So wuchs in den Städten die Bevölkerungszahl, der Reichthum und
das Bewußtsein ihrer eigenen Kraft; so kam es, daß sie Herren ihres Meeres sein wollten
und nur uugern Venedig das Recht zugestände», die Seepolizei in der oberen Adria zn
üben und frei in ihren Häfen Handel zu treiben, ohne Steuern oder Zölle zu entrichten.
Es scheint, daß Pola, uoch immer der Hauptort uud die wichtigste Stadt Jstrieus,
die Absicht hegte, sich an die Spitze eines Bundes der Seestädte zu stelle«. Dies führte zu
einem Zusammenstoß mit der Republik, welcher der Besitz des istrischen Küstenlandes
unentbehrlich war, da sie seiner Häfen, Seeleute und Waldungen bedürfte, um sich die
Herrschaft über die obere Adria zu sichern.
Die Jstrier boten durch ihre Seeräubereien, zu denen sie nur allzu häufig zurück-
kehrten, der Republik einen leichten Vorwand zum Kriege; ein veuetiauisches Heer zog
gegen Pola, welches, unfähig sich zu vertheidigen, nicht nnr die alten Verträge erneuern
mußte, sondern auch genöthigt wurde, einen Tribut zu bezahlen und zu schwören, mit
einer bestimmten Anzahl von Schiffen an den Expeditionen Venedigs theilzunehmen. Auch
die anderen istrischen Städte nahmen beim Erscheinen des venetianischeu Geschwaders
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch