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rivalisirenden Städten zufiel, und die Rivalen der Republik waren gerade die im Besitz
Österreichs befindliche» Häfen der Adria. Die Habsburger ihrerseits widersetzten sich
diesem Monopol Venedigs, sie wollten, daß das Meer für die Schiffahrt frei sei.
Diese Gegensätze wurden noch schärfer, als der venetianische Senat den Handel auf
der oberen Adria neuen Beschränkungen unterwarf, um die Uskoken zu bekämpfen, welche
sich im Jahre 1537 in Segna niedergelassen hatten und mit ihren Seeräubereien die
Inseln des Quaruero und die nmliegeuden Meerestheile beunruhigten. Die Republik
bestand bei der Regierung zu Graz darauf, daß jenes Piratennest zerstört werde, während
die Österreicher wohl den Schein zu wahren suchten, im übrigen aber den Interessen
Venedigs natürlich nicht sehr wohlwollend gegenüberstanden. Dieses begann darauf die
österreichischen Schiffe abzufangen. Aber je kräftiger die Vorkehrungen der Republik
waren, desto kühner wurden die Angriffe der Uskoken. Rovigno, Veglia, Albona, Fianona,
Ofsero wurdeu von ihnen gebrandschatzt. Venedig rächte sich dafür, indem es die am
Qnarnero gelegenen österreichischen Gebiete mit Fener und Schwert verheerte. Als es
dann den Seeräubern jeden Ausweg in die offene See verschloß, überstiegen diese die
Höhen des Karstes und brachen in das venetianische Jstrien ein, indem sie ihren Weg durch
Mordeu und Brennen bezeichneten. Die Venetianer entschädigten sich reichlich durch ähnliche
Streifzüge und blutige Repressalien auf dem Gebiete der Grafschaft. Schließlich kam es
zwischen beiden Staaten zum offenen Kriege. Im November 1615 wurde der venetianische
Statthalter (?rovvs6itc>re) bei Zanle von den Österreichern geschlagen und das
venetianische Jstrien ganz von feindlichen Truppen überzogen. Als aber im folgenden
Jahre Loredau mit Verstärkungen ankam, mußten die Erzherzoglichen wieder weichen; die
Venetianer durchstreiften die Grafschaft bis in den Karst hinein und übten furchtbare
Vergeltung.
Der Friede von Madrid machte im Jahre 1617 diesem schrecklichen Zerstöruugskriege
ein Ende; die Uskoken wurden ins Innere des Landes verwiesen und die eroberte» Gebiete
wieder geräumt, aber die Entscheidung über den Handel im adriatischen Meere wurde auch
jetzt nicht getroffen, sondern auf einen späteren Congreß vertagt. Doch wurde sie nicht durch
einen solche» herbeigeführt, sondern durch die in den folgenden Jahrzehnten stattfindenden
Ereignisse, welche Venedig zum Anschluß an Österreich zwange«, dem die Siege Eugens
von Savoyen das Übergewicht auf der Balkanhalbinsel und der Utrechter Friede die
Vorherrschaft in Italien verschafften.
Kaiser Karl VI. wußte iu geschickter Weise die veränderten und für ihn vortheilhaften
politischen Verhältnisse zu benützen. Durch das Patent von 1717 erklärte er die Schiffahrt
auf dem adriatischen Meere für frei und zwei Jahre später (1719) machte er Trieft und
Finme zu Freihäfen. Venedig lenkte von nun an die Ereignisse nicht mehr.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch