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Diese italienischen und friaulischen Gesänge dringen auch bis in die an der Sprach-
grenze gelegenen sloveuischen Dörfer vor. Der eigentliche friaulische Volksgesang zeigt
besondere Eigenthümlichkeiten.
In den warmen Sommernächten versammeln sich die Mädchen bei den Brunnen
oder an den Feldrainen, ihnen gegenüber die Bursche, um Wechselgesänge anzustimmen,
deren Worte oft unter geschickter Benützung der obwaltenden Umstände und der gegen-
wärtigen Persönlichkeiten improvisirt werden. Der Inhalt dieser Stegreiflieder ist zumeist
erotisch, untermischt mit mancher Stichelrede, der indeß die scharfe Antwort selten fehlt.
Der Schmerz der Liebenden über die Trennung infolge Einberufung des Auserwählten
zum Dienst im Heere ist dabei ein mit Vorliebe behandelter Vorwurf Wir lassen hier
das Beispiel eines solchen Wechselgesanges folgen, wie er dem friaulischen Landvolk
abgelauscht wurde.
VMottk kurlans.
I>is kantatis. I kanta?.
ini äis, etie soi allere
Ua'1 mic) eur nissun inel vio<1,
I^a passion, eke io Kai tal stonn,
Nissun inai no nie 1a viocZ. Oul 6i ine, 6u1 lle ine vite,
vul äi ine tant ^ovinin,
voi 1a mnort a ine morose,
8e'o tn i i1 iinrnai' pri>i!
Inä'liai trattis tantis la^rimis, ?uars äornan partis, voi v!e,
?uarin äiskortnnat:
II inio eur a ti tel 6oni,
L tu tenlu eonservat.
dke inviavLn nn inulin,
I^a ine vite si eonsuine
doinine il ueli tal lumin.
l^del ninin color äi rose,
(^li'al sara lontan 6i ine,
61ie se lui al ini danäone,
Oli, ee' rnai sara 6i me. k'antaxxinis kait crosettis,
(ülie 1 fantax s in van soltla?
^vvoäaisi a?ue^ e xot»5>os,
(!1iia1^umi? e struppia?.
8e savessis, o eliiars xovins,
(5e elie so» suspirs ä'amor:
15 si mur, si va sott tiare,
L anelnamo si sint clolor. t^e suspirs cli lontananöe:
L l'amor ee mai sara:
8e 6a te sara eostanae,
(^a 6i nie non maneliiarä.
Friaulischer Dorfgesang. ^
Die Mädchen. Die Bursche.
Alles sagt mir, ich sei heiter.
Aber niemand sieht mein Herz;
Meinen Kummer tief im Innern
Niemand sieht ihn, diesen Schmerz. Mitleid mir und meinem Leben,
Mitleid, da so jung ich bin!
Ziehe ich der Zahlen erste,
Stirbt mein Liebchen, ach, dahin.
' Übersetzung von Karl Graf Coronini.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch