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Bezeichnung gaben, bedeckt, oder es waren auch dort Grnndcomplexe und die Sommer-
frischen der Triester Patrizierfamilien, wie der Ustia in Opcina und Baue, der Rossi in
Gretta, der Bajardi in Cologna und Chiadino, der Rapicio in Chiarbola, der Bnrlo und
der Leo iu Prosecco, Coutovello und Barcola, der Bonomo, Conti und Marenzi in den
zwei letztgenannten Dörfern und in Terstenik. Wenn wir unserem ersten Geschichtsschreiber
Frater Jreuaeus de Cruce Glauben schenken, wurde das Triester Territorium seit dem
XII. Jahrhundert nach und nach besetzt, zuerst vou rumänischen Flüchtlingen, die er
ruinier! nennt, dann von Wenden oder Slovenen. Diese waren insgesammt Hirten,
weswegen auch der Name Uandriere, womit wir die Baueru unserer Umgebung bezeichnen,
von Nnnärn, Herde, abgeleitet wird.
Die Anzahl der slovenischen Ansiedler, welche der Triester Gemeinde immer
nnterthänig waren uud sich in obgenannten Ortschaften, in Longera, Catinara, Bafoviza
nnd Santa Croce vertheilten, war noch zn Anfang dieses Jahrhunderts sehr gering, denn
erst unter der Regierung Josefs II. wurdeu ihnen hier und da eigene selbständige Pfarren
bewilligt, während sie in früheren Zeiten in geistlicher Beziehung vom Triester Dom-
kapitel abhängig waren, oder es wurden ihnen einige Schulen eröffnet, wie in Servola
und Prosecco. Wenn daher die Bewohner unseres Stadtgebietes jetzt auch Slovenen sind
uud der slovenischen Sprache sich bedienen, so sind sie doch vermöge des täglichen Verkehrs
mit den italienischen Stadtbewohnern im Ganzen genommen in Sitten und Gebräuchen
mehr den Italienern als den Slaven ähnlich. Sie unterscheiden sich zwar hier und dort
von ihnen; weil aber ihre alten Gewohnheiten mit ihrer ursprünglichen Tracht in unseren
Zeiten «ach und nach auszusterben drohen, so ist es wohl der Mühe werth, sie an dieser
Stelle kurz zu beschreiben.
Betrachten wir unseren Landmann oder wie wir ihn gewöhnlich nennen, unseren
Unndrikre etwas uäher. Vor Allem besitzt er im Grunde seines Herzens festen Glauben
uud echte Frömmigkeit. Wenn in seiner Pfarre Ave Maria oder die Sterbeglocke geläutet
wird, unterbricht man das Gespräch, läßt die Arbeit stehen; Jedermann entblößt das
Haupt und betet. Man bekreuzigt sich selbst, bevor man morgens das Haus verläßt,
wenn der Blitz leuchtet und der Donner kracht, das Brot, bevor man es anschneidet, den
Mund, wenn man gähnt, die Erde, bevor man den Pflug über sie zieht. Der gewöhnliche
Gruß des Laudmauues gegenüber seinesgleichen ist: „Iivalen bocki 5esus Xristus Gelobt
sei Jesus Christus." Herreu und Unbekannte begrüßt er artig mit den Worten: »«lober
ckan Guten Morgen, ckoder veeer Guten Abend, laliko noc angenehme Nachtruhe", fügt
aber immer den Wunsch hinzu: »LoZ cknj der Herr verleihe Jhueu dies".
Er beräuchert sei« Haus mit de« sorgfältig getrockneten Blumen des Frohnleichnams-
festes, sobald eiu Gewitter tobt. Er geuießt keiue Speise am Ostersonntag, bevor sie nicht
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch