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Jedoch auch der Jstrianer muß während des Jahres seine gnten Tage haben. Auch
er kennt seine Krastbonillons und fricassirte Ponlards und die üblichen Festessen bei einer
Taufe, einer Firmung, einer Hochzeit und an den großen Feiertagen. An den letzten
Faschingstagen schmecken ihm die gebackenen Brodscheiben, le snitts, der gebackene
Pastetenteig, i crostvli, die Pfannen- oder Königskuchen, le krittele, nnd die schachtel-
söruiigen Teigkucheu, i rulioi. Zu Ostern muß er als .kxvenete- den Sommerrettig,
i ruvui»ei, Osterbrod, le pinxe, und den presni?, eine Art gefüllter Gugelhupf, haben. Zu
Allerheiligen dürfen der gebratene Trnthahn und die luve <Zi morlo, kleine, runde, weiß-,
roth-, braun- oder gelbgefärbte Kuchen aus Mandeln und Zucker, in keinem Hause fehlen.
Die Schweine schlachtet man bei nns nur vou Martini bis zum Fasching ab. Ihnen
verdanken wir Kaiserfleisch nnd Schinken, die Würste, le lu»aniFlie, die Salami und die
Schwartewürste, i eotiKkini; i sainpim, die Pfotenwürste; le mertuckelle und i romkoli,
eine Art Hirnwürste.
Am Vorabend des Weihnachtsfestes fastet gewöhnlich der Jstrianer zu Mittag.
Abends wird er aber mit einer Reissnppe bedient, welche in einer Brühe von Aalfischen
oder von Herzmuscheln eingekocht ist, ,risi evl disuto, risi coi eaparc>?vli". Selbst-
verstündlich mnß es auch Austern geben und am folgenden Tage dürfen die moswräu, der
Mostrich, und der munclorlate, dünne, stangenartige Mandelkuchen, nicht fehlen. Auch
für die Armen wird bei solchen Festen in menschenfreundlicher Weise gesorgt. Sogar die
Pfründner der Armenhäuser und die Waisenkinder haben dann ihre guten Tage. Und sollte
sich wirklich Jemand finden, der für einen wohlbefetzten Tisch an einem der genannten
Normatage nicht Geld genug vorräthig hätte, so ist gleich ei» Mittel zur Aushilfe da.
Was bedeutet z. B. in Trieft die Menge Weiber, welche zu Fasching, in der Charwoche,
in den Tagen vor Allerheiligen und vor Weihnachten in die kienu veeelüa in der
Richtung gegen St. Just hinaufziehen, manchmal mit schweren Bündeln beladen? Dort
oben iu der Via (Zell' Ospiwle, iu nächster Nähe des städtischen Irrenhauses ist das
Versatzamt — uud man versetzt Alles, was man eben nicht braucht, um Geld für ein
Festessen zu haben.
Betrachten wir die Spiele unserer lieben hoffnungsvollen Jugeud, welche in den
Gassenbuben, in den muli, wie man sie nennt, ihren Glanzpunkt erreicht. Welcher innlo
kennt nicht das Geldwerfen, sl sussetto, das „Anmänerln" der Wiener Knaben; das
Würfelspiel i ckacki, la triu; das Werfen mit steinernen Kügelchen le s'einelio und das
tvcskero, toeumuro, das iu einigen Gegenden Steiermarks unter dem Namen „Vater,
leih' mir die Schere" übliche Spiel? Manchmal ist unser Hut während des Gehens und
wohl auch uuser Kopf uicht sicher. Zuerst sind es die luvre, Steine, welche in die Luft
fliegen, oder das liebe pundole, das „Gitschkerl" der Schlesien Sollten diese fehlen, so
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch