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und in einigen Orten besprengt damit das Familienhanpt Hans, Stallung und Feld. Das
übrige wird sorgsam aufbewahrt, um es gelegentlich bei Kranken oder Todten zu verwenden.
Ein altes nnd zugleich das einzige mit keiner Kircheufeier verbundene Fest ist der
Fasching (poklacke. pust), der in ganz Jstrien mehr oder minder, manchmal nur allzu
üppig gefeiert wird. Am Faschingmontag ziehen Gruppen von männlichen Tänzern durch
die Dörfer, mancher schön maskirt, andere verunstaltet, mit Hörnern auf dem Kopf oder
mit drei bis vier Kilogramm schweren Glocken um den Gürtel, deßhalb Glöckner (?voneari)
genannt, iu einer Hand einen kräftigen Stock, in der anderen ein Säckchen Asche. Sie
tanzen, treiben Scherze, raufen sich mit ähnlichen zusammentreffenden Scharen, bewerfen
Weiber uud die vor ihnen fliehenden Kinder mit Asche. Einer von ihnen schleppt gewöhnlich
ein in garstige Fetzen gekleidetes menschenähnliches Gebilde, den ?ust, der am folgenden
Tage oder am Aschermittwoch begraben oder verbrannt wird. (Um Görz und Agram wirft
man ihn ius Wasser.) Es wird auch dies heidnischen Ursprungs sein und erinnert an die
ehemalige Begrabuug, Verbrennung oder Ertränkung der Moraua oder Nora, der Göttin
der Nacht, der Finsterniß, des Winters und des Todes, welche noch heutzutage im Volke
lebt als diejenige, die Nachts auf Menschen sitzt, sie drückt, würgt uud ihr Blut saugt uud
deren Gehilfe M ak (Dämmerung) den Eltern in der Dämmerung gestohlene kleine Kinder
bringt. Die Kräfte dieser Göttin beginnen schon am Weihnachtsabend zu schwinden, das
Licht und die Souue bekommen in dem Frühlings-Äqninoctinm, das beiläufig gegeu den
Schluß des Faschings fällt, die Oberhand. In einigen Gegenden, namentlich auch bei den
„Romanen" am westlichen Fuße des Ucka-Gebirges wird der Schluß des Winters um die
Hälfte der Fastenzeit, welche unter dem Namen „?i!ibaba« vorkommt, gefeiert.
Die Fasten werden streng gehalten. Es gibt viele, die von Kloria in excolsis am
Gründonnerstag bis zu Kloria in excelsis am Eharsamstag gar nichts genießen oder
sich mit Fasten bei Wasser und Brod begnügen. Wenn am Eharsamstag die Glocken zu
läute« beginnen, eilt Alles, was nicht beim Gottesdienst ist, jede Arbeit im Stich lassend,
znm nächstbesten Wasser, nm sich das Gesicht zu waschen. „Die Sonne erwärmt und
wäscht uns die Sünden ab", heißt es im Volkslied, und was einst die Sonne war, das
ist jetzt das Auferstehuugsfeft (llslci-s). Iu der Kirche sieht man während der ganzen Ehar-
woche zahlreiche Andächtige, besonders bei der Absingnng der Passion (Nuka), was in der
Volkssprache geschieht, dann bei den Matntinen (.luti-r^s) und Vespern (Vecrnje) und in
den letzten drei Tagen vor dem heiligen Grabe. Vor Ostern verrichten alle Erwachsenen
die Beichte. Zur Auferstehung, in der Regel frühmorgens, erscheinen besonders zahlreich
Mädchen und Jünglinge mit Blumen geschmückt. Nach dem Gottesdienst ist die Weihe
des Brodes (poZaea), des gekochten Schweineschinkens, des Lammbratens und gebratener
junger Truthühner, des Knoblauchs oder Krens, der Erstlinge des Feldes, wie überhaupt
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch