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Johann Sigmund Uuguad, Freiherr von Souueg, Herr der Stadt Varasdiu, gewesener
Feldhauptmann der „niederösterreichischen, windischen und erobatischen Lande", eifrig
forderte, der, um dem Religionszwang zu entgehen, nach Württemberg ausgewandert war
und sich in dem Städtchen Urach niedergelassen hatte. Um ihn sammelte sich ein großer
Theil der protestantisch gewordeneu Flüchtlinge ans deu sloveuischeu und kroatischen
Ländern. Unter diesen nahm der Jstriauer Stefau Cousul als Übersetzer der Bibel und
Verfasser einer Reihe von Werken kirchlichen Inhalts einen hervorragenden Platz ein.
Derselbe war in Pingneute in der Diöcese Trieft geboren, wo er auch als Geistlicher zu
wirken beruseu war. Da das Glagolitische in der Kirche von Pingneute im Gebrauch
war, so kauute er diese Schrift seit seiner Jugend, was ihm für seine späteren Arbeiten
außerordentlich zu Statten kam. Als in der Zeit vom Jahre 1545 bis 1549 die Bischöfe
von Capodistria, Paul Vergerius, uud von Trieft, Franz Jozefic, ihres bischöflichen
Amtes entsetzt wurde», verließ auch Stefau Cousul, als Anhänger der Lehren Luthers,
Jftrieu. Er lebte als Prediger uud Lehrer zehn Jahre an verschiedenen Orten Deutschlands,
bis ihn über Empfehlung des Paul Vergerius der Herzog Chriftof vou Württemberg iu
seinen Schutz nahm. Auch er kam nach Urach uud wurde vou Haus Uuguad nach Nürnberg
gesendet, damit er die Herstellung glagolitischer Lettern, welche Punzenschneider Johann
Hartvich und Simvu Auer besorge» sollten, beaufsichtige. Im Jahre 1560 waren die
Drucklettern fertiggestellt und der Druck kroatischer Werke kouute nunmehr beginnen. Im
Jahre 1561 wurden unter der Aussicht des Stefau Cousul uud des Autou Dalmatiu in
Urach vou den aus Nürnberg gesendeten Meistern auch die cyrillischen Lettern gegossen,
so daß von nun au Werke mit glagolitischen und cyrillischen Schriftzeichen gedruckt werden
konnten. Schon im Jahre 1560 gab Stefau Cousul „Probezettel" glagolitischer Schrift
heraus, welche vou Nürnberg nach Laibach, Wien und anderen Orten gesendet wurden,
um von Sachverständigen ein Urtheil und allfällige Verbefferungsvorschlüge einznhvlen.
Im Auftrag des Freiherru von Ungnad ließ er 1561 die Druckerei nach Tübingen über-
tragen. Hier beanfsichtigte er mit Autou Dalmatiu deu Druck von vier Werken religiösen
Inhalts. Das eine dieser Bücher sendete Ungnad an den Erzherzog Maximilian, Sohn des
Kaisers Ferdinand I., uud erlangte von ihm eine Unterstützung von 400 Gulden zur Fort-
führung seiner Druckerei. 1562 beendeten Stefau Cousul uud Dalmatiu acht Bücher,
vvu deueu sechs iu glagolitischer, zwei iu cyrillischer Schrift in Tübingen erschienen. Von
diesen ist die kroatische Übersetzung des ersten Theiles des neuen Testaments, die in
2.000 Exemplareu erschien, für die kroatische Literatur das wichtigste. Dem Drnck der acht
angedeuteten Bücher folgte im Jahre 1563 der Druck weiterer sieben Bücher, nnd zwar
von vier glagolitischen nnd drei cyrillischen, nnter den ersteren die Übersetzung des zweiten
Theiles des neue» Testaments, nuter deu letzteren die Übersetzung des ersten und zweiten
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch