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Theiles des neuen Testaments. Im Jahre 1564 wurden in Tübingen noch fünf kroatische
Bücher theils mit glagolitischen, theils mit cyrillischen Lettern gedruckt. Als aber im
December des Jahres 1564 den Freiherrn von Ungnad auf einer Reise nach Böhmen der
Tod ereilte, gerieth die Übersetznngs- und Druckarbeit slavischer Bücher ins Stocken.
Stesan Consul und Anton Dalmatin blieben 1565 noch in Urach, erbaten sich sodauu
vom Herzog Christof ihre Entlassung und zogen nach Regensburg, wo sie im Jahre 1568
aus Kosteu des Herzogs ihr letztes Werk mit lateinischen Lettern: ?aivi ckel pog^till«
LvanSelhov drucken ließen. Die spätern Schicksale des Stesan Consul siud uicht bekannt.
Wahrscheinlich ist es, daß er bis zum Eude seines Lebens in Deutschland blieb. Seine
kroatische Bibelübersetzung wurde nicht gedruckt, souderu verblieb im Mauuscript, welches
leider verloren gegangen ist. Da Stesan Consul und Anton Dalmatin allen an sie als
Übersetzer gestellten großen Anforderungen nicht hatten entsprechen können, so wurden
andere Mitarbeiter, unter diesen Matthias Frankovic (Flaccins Jllyricns), Matthias
Garbic (Garbitins), Georg Svecic und Georg Jurisic aus Castua iu Jstrieu für die
Mitarbeit in Anspruch genommen, während Matthias Fabijanic aus Mitterburg versprach,
zu Hause übersetzen zu wollen. Allein Frankovic war zu sehr anderweitig in Anspruch
genommen, so daß die Last der Arbeit beinahe ausschließlich auf den Schultern Stefan
Confnls und Dalmatius ruhte.
Obschou es in Jstrien noch andere Anhänger der Lehre Luthers gab, so blieb doch
die ganze, von Vergerins eingeleitete nud von Stefan Consul mit dein Auswaude all
seiner Kraft unterstützte Bewegung für die Südslavenländer ohne nachhaltigen Erfolg.
Die glagolitische» und cyrillischen Druckereien in Tübingen und Urach stellten nach dem
Tode Uuguads die Arbeit ein und die glagolitischen und cyrillischen Lettern wurden,
wahrscheinlich auf Ansuchen der Stände von Krain nach Laibach, von da über Weisung
der Regierung nach Graz gesendet. Im Jahre 1620 erbat sich Franz Glavinic, Ordens-
Provinzial der Frauciscauer, gebürtig aus Causauaro iu Jstrien, der kroatische Kirchenbücher
mit glagolitischer Schrift herauszugeben beabsichtigte, vom Kaiser Ferdinand II. das gedachte
Drncker-Materiale uud ließ es «ach Fiume übertragen, wo er eine glagolitische Druckerei
eiurichteu wollte, wie eine solche dort schon im Jahre 1530 bestanden hatte. Als dies
Johann Thomas Marnavic, der es auf den Druck glagolitischer Bücher selbst abgesehen
hatte, erfuhr, veranlaßte er die Propaganda in Rom, sich die Lettern von Kaiser
Ferdinand II. auszukitten. Der Kaiser erhörte die Bitte und verschenkte anss neue die
bereits vergebenen Lettern. Glavinic mußte dieselben im Jahre 1621 durch Rasael
Levakovic nach Rom senden. Mit diesen Lettern wurden später in Rom mehrere glago-
litische Bücher gedruckt. — Wie erwähnt wurde, war der glagolitische Gottesdienst im
XIV., XV. und XVI. Jahrhundert iu den Pfarren von Jstrien, iu welchen das slavische
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch