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geringen Theile von Künstlern italisch-hellenischer Abstammung her, römischen Ansiedlern
oder Nachkommen von römischen Einwanderern. Das Material boten die Berge Jstriens
selbst, deren Reichthum an trefflichem Marmor auch schon anderen Ländern ihren Bedarf
zu liefern begann und bald unter Anderem den gewaltigen Block für die Kuppel vom
Grabmal des Köuigs Theodorich uach Raveuua liefern sollte. Die Bildwerke des Sergier-
bogens und der ?orta zemina in Pola gehören dieser Verfallszeit an, desgleichen der
steinerne, mit Basreliefs verzierte Opferaltar von Pingnente, sowie die beiden Marmor-
platten in der Mauer eines Gartens zu Capodistria, die eine einen Stier, die andere drei
Tänzerinnen darstellend. Beachtenswerthe Muster der plastischen Kleinkunst dieser späten
Zeit sind die hölzernen mit Elfenbein eingelegten Schmuckkästchen von Capodistria und
von Pirauo. Eiu Taufstein in Pirano, dessen Wasserbecken aus einem mit Delphinen und
Genien in erhabener Arbeit verzierten Postament gehauen ist, bietet ein Beispiel dafür, wie
das Christenthum Stücke alt-heidnischer Kunst gottesdienstlichen Zwecken nutzbar machte.
Was sich aus der Zeit des Exarchats von Navenna (568 bis 752) in Jstrien an
Bildwerken erhalten hat, ist von Ravenna, beziehungsweise Byzanz beeinflußt. Byzautiuisch-
ravennatischer Art sind einige Capitäle in Pola aus der zerstörten Abtei L. Vereine clol
(!annet<z stammend, circa 546 nach Christi entstanden; auch in Parenzo und im alten
Kirchlein von Mnggia vecchia zwischen Trieft und Capodistria findet sich Ähnliches. Roh
sind die Bildwerke, Delphine und Rosetten an dem Tabernakel aus weißem griechischen
Marmor im Vorgemach der Andreaskapelle im Dom von Parenzo. Ihr Aussehen,
sowie der Charakter der Inschrift, die den Bischof Enphrafins als Gründer „dieses
Ortes" bezeichnet, haben einzelne Forscher zu der Auuahme geführt, daß die Lebens-
zeit des genannten Protoepiscopns, sowie die Entstehungszeit dieses Denkmals nicht
in das VI., sondern erst in das Vlll. oder IX. Jahrhundert zn setzen sei, andere
wieder dahin gebracht, zwischen dem Protoepiscopns Enphrasins, dem Erbauer des
ersten Doms von Parenzo im Anfang des VI. Jahrhunderts, und einem zweiten Bischof
Enphrafins zu unterscheiden, der die nach einem anderthalbhundertjährigen Bestehen
baufällig gewordene Kirche umgebaut habe. Reste des Mosaikfußbodens der ersten
Kathedrale liege» heute uoch an ihrer ursprünglichen Stelle, circa 4 Meter tief unter dem
Niveau des gegenwärtigen Terrains; sie bilden nebst etlichen Überbleibseln von Wand-
gemälden zu Sipar bei Umago die frühesten Denkmäler der malerisch-decorativen Technik
in Jstrien. Ihre Motive sind Felder und Linien aus weißen, schwarzen und rothen
Würfeln zusammengesetzt oder rothschattirte Ornamente in Gelb auf dunkelbraunem
Grnnde. Demselben Zeitalter wie sie dürfte das Fußbodenmosaik angehören, dessen Lage
nächst dem Dom schon lange bekannt war und das in neuester Zeit vollständig bloßgelegt
wurde. In der Farbenscala der Mosaik-Würfel von Thon, Stein und Glas, die in
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch