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wird, inmitten dessen eine Insel das berühmte Kloster Visovac, einst Weißer Felsen
genannt, trägt. Merkwürdig bei dieser Landschaft bleibt, daß sich die Steilheit und das
Alpenhafte der Felsenufer mit der Annäherung an das Meer steigert und der untere Lauf
ergreifender wirkt als der obere.
Es gibt wohl nur sehr wenige Häfen, welche gleich jenem von Sebenico von
Felsendämmen gegen das Meer hin abgesperrt werden und mit diesem nur durch einen
Mauerbruch, den engen Kanal St. Antonio, der kaum für zwei Schiffe Raum läßt, in
Verbindung stehen.
Die Eisenbahn von Sebenico nach Spalato führt bis gegen Castelvecchio östlich von
Tran hin durch eine ausgesprochene Karstlandschaft. Die Seefahrt mag sich der Einblicke
in die vielen kleinen Buchten des Festlandes und anf das Gewimmel der Scoglien wegen
mannigfaltiger gestalten. Die Landschaft dagegen hat die feierliche Eintönigkeit der
Umgebung und den lehrreichen genaueren Einblick voraus. Der Übergang von einer
wahren Wüstenlandschaft in die Üppigkeit des Users von Sette Castelli entgeht dem-
jenigen, der den Zwischenraum zwischen den beiden Städten auf dem Meere zurücklegt.
Noch geraume Zeit, uachdem man Sebenico hinter sich gelassen hat, erblickt man
rückwärts schauend das hoch ragende Eastel Jl Barone und die purpurblaue Bucht. Die
weiße Steinebene ist gesprenkelt mit kleinen Gruppen von Ölbänmen, und wer, was
wiederholt anznrathen ist, das Land im Frühling bereist, der freut sich über den Veilchen-
duft, die Buntheit der Distelblüten, Heckenrosen, Mohnkelche, Geranien, die allesammt
zwischen den Klippen gedeihen. Vielleicht gibt er sich auch der Täuschung hin, daß die
dunklen Flecke, welche hier und dort das kahle Gestein der östlichen Gebirge unterbrechen,
einen Fichtenwald andeuten, bis die Fortbewegung derselben ihm den scharf umrandeten
Wolkenschatten zeigt. Dazu kommt an vielen Stellen, wie zwischen Vrpolje und Perkovic,
der Ausblick auf das Meer, dessen flüssige, ewig bewegte Fläche in einem wirksamen
Gegensatz steht zu dem starren ebenen Steinboden, über welchen der Zug hin sich bewegt,
wenn die Bahn nicht durch eine seiner Wellen hin durchgebrochen ist, so daß die Wagen
klappernd durch die ausgesprengten Wände hindurcheilen.
Gegen Labin hin senkt sich die Bahn durch eine Wüste. In wenigen Dolmen hat
sich auf der braunrothen Erde der Bewohner dieser Einöde ein winziges Getreidefeld oder
eine Gemüsepflanzung angelegt, das Andere ist Stein und spärliches Dornengestrüpp.
Gegen das Meer hinab fallen Tunnels nnd hohe Dämme. Es sieht aus, als wenn dem
Wanderer, der sich dem Garten der Sieben Kastelle nähert, vor dem Eintritt in dieses
grüne Reich der Geist der Wüste sich noch einmal in einer seiner mächtigsten Verkörperungen
enthüllen wollte. Die Berge sind blendende Scheiterhaufen, die Ebene ein bimsstein-
förmiger Boden, dnrch welchen sich die gelben Fußpfade der Hirten ziehen. Großartige
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch