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Lissa ist sehr gebirgig, die Hochebenen der Südseite, sowie die Thäler sind jedoch
bebaut und sehr fruchtbar. Bildet schon Lesina ein Wunder der Vegetation, so ist Lissa in
dieser Beziehung das höchste in solchen Breiten erreichbare Ideal. Es gedeihen hier im
Freien die Korkeiche, die Meerzwiebel, dann Ononis ramotissina, I'ilaFv
Ilstiea membi-anacea nebst Palmen, Opuntien, Agaven, Myrthen n. s. w. Ein Johannis-
brotbaum liefert hier bis 500 Kilogramm Frucht. Berühmt ist der Lissaner Wein, von
welchem seit einigen Jahren große Partien nach Frankreich exportirt werden. Auf der
Südostseite der Insel liegen die Felseninseln Bndikovae und Ravuik, erstere wegen der
reichen Vegetation und wegen des Reichthums an Muscheln, Schwämmen und Korallen
berühmt, letztere wegen einer Kalksteingrotte, welche von Tuffstein gewölbt und mit einem
mächtigen Strebepfeiler in der Mitte versehen ist.
Führt man von Lissa gegen Westen, so stößt man auf das von Klippen umgebene
Felseneiland von St. Andrea; südwestlich von Lissa liegt die kleine Insel Bnsi, seit
kurzem berühmt wegen einer dort befindlichen Grotte. Der Eingang zur Grotte ist nur
von der See aus möglich; zwar besteht auch eine oberirdische Verbindung, doch so schmal,
daß nur Knaben dnrch sie eindringen können. Die Zufahrt von der Seeseite führt zunächst
in einen Gang, der erst auf Veranlassung des Freiherrn von Ransonnet durch Miueu-
spreuguugeu schiffbar gemacht wurde. Man gelangt dann in eine ziemlich große Wölbung,
die ein Lichtspiel gleich dem der blauen Grotte auf Capri darbietet.
Südlich von Lesina ist Cnrzola gelegen, das mit Meleda zusammen die letzten
Reste der dalmatinischen Wälder enthält, und Lagosta, welches nach der Tradition den
Kreuzfahrern als Lagerplatz der Aussätzigen diente.
Die Stadt Cnrzola liegt an der nordöstlichen Küste der Insel am Fuße eines
Bergabhanges und hat ein merkwürdig ruiueuhaftes Aussehen. Von den 300 innerhalb
der Ringmauer enthaltenen Häusern scheinen die meisten demnächst zusammenstürzen zu
wollen und sind zum großen Theil unbewohnt. Dazwischen führen enge feuchte Gassen.
Ein Miniaturplatz umgibt den Dom, dessen schöne Fa^ade an einem geräumigeren Orte
besseren Eindruck machen würde. — Zur Zeit als die Handelsmarine blühte, war Cnrzola
sehr wohlhabend geworden. Mit dem Verfall der Segelschiffahrt wurde auch diese Insel,
wenn auch nicht in dem Maße wie andere Küstenorte, geschädigt; die Bewohner derselben
fanden uämlich in dem fruchtbaren Boden des Eilandes, in den marmorharten, weißen
Kalkstein führenden Steinbrüchen, welche die Felseninsel Petrava birgt, und endlich im
Fischfang reichlichen Ersatz für das Verlorene. Zoologisch ist Cnrzola dadurch interessant,
daß hier der in Dalmatien nur sehr seltene Schakal heimisch ist.
Die Insel Lagosta ist an ihrer Ostseite durch zahlreiche Klippen, „Lagostini",
verlängert. An ihrer Westseite scheinen Cazziol und Cazza vorgeschobene Posten zu bilden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch