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Wie leicht zu erkennen ist, trägt diese ganze Erzählung einen durchaus sagenhaften
Charakter au sich; so besonders die beiderseitige Unkeuutniß der Römer nnd Avaren, wer
wohl am anderen Ufer wohnen möchte, ferner auch die Überrumpelung Salonas: denn
nichts ist gewisser, als daß nicht die Römer, sondern die Avaren die ersteu Augreifer wareu
uud keiuesfalls ist Saloua unter den dalmatinischen Städten zuerst gefallen. Näheres über
diesen Fall, der übereinstimmend ins Jahr 639 n. Chr. gesetzt wird, wissen wir nicht.
Einheimische Geschichtschreiber des Mittelalters erzählen, daß die Salonitaner wegen ihres
üppigen Lebens bestraft wurde«, uud daß ihre Stadt uach eiuer gründliche» Plünderung
von den Avaren in Brand gesteckt wurde, was die Ausgrabungen auch bestätigt haben.
Anch Epidaurus (Ragnsa vecchia) und Risiuium (Risauo) gingen in jener Umwälzuug
zu Grunde, während sich die übrigen Küstenstädte größtentheils erhielten.
Diejenigen Salonitaner, welche der Niedermetzelnng entgangen waren, flüchteten
sich anf die benachbarten Inseln Solta, Brazza, Lesina und Cnrzola, einige wohl
auch nach Zara und Neu-Ragusa. Als aber die Gefahr vorüber war, beredete dei
angesehene Bürger Severns die Flüchtlinge, sich in dem halbzerstörten und unbewohnten
Diocletianischen Palast, dessen Dächer schon eingestürzt waren, anzusiedeln, da seine starke
Umsassuugsmauer genügenden Schutz vor dem Ansturm der Barbaren bot. Die Reicheren
besetzten größere Zimmer uud Bauteueomplexe, die Ärmeren aber nistete» sich in den
Gängen, u»ter de» Stiege» »»d in den Ösen ein. So entstand die heutige Stadt Spalato
( .8 — palati um").
Papst Johauu IV. aber, der selbst eiu geboruer Dalmatiner war, schickte im
Jahre 641 den Abt Martin mit reichen Geldmittel» nach Jstrien und Dalmatieu, um
daselbst Reliquien zu sammelu uud die christlichen Gefangenen durch Lösegeld aus der
Haud der Heiden zu besreieu. Damals war also der Sturm schon vorbei nnd es handelte
sich um die Neubegründung von geregelten Zuständen. Daran arbeitete »»ermüdlich der
erste spalatiuische Erzbischof Johauu von Raveuua, der ums Jahr 650 als päpstlicher
Legat nach Dalmatien geschickt wurde. Er waudelte das Diocletiauische Mausoleum iu die
Domkirche um uud übertrug die Gebeine des heiligen Domnins aus Saloua uach Spalato.
Nach der Zerstörung Salonas finden wir eine neue slavische Bevölkerung iu
Dalmatieu, uämlich die Kroaten, im Südeil auch die Serbe». Nach ihrer Einwanderung
veränderten sich die alten politischen Verhältnisse des Landes gänzlich. Von nnn an hießen
„Dalmatien" nur die Küsteustädte Zara, Trau, Spalato, Ragusa uud Cattaro;
seruer die Inseln Veglia, Cherso, Arbe nnd das Eiland Lnbricata (Vergaba bei
Zara vecchia oder Pago?), wo ein römisches Kastell stand. Diese Ortschaften und Inseln
bildeten das byzantinische Thema Dalmatia mit römischer Bevölkerung. Statt des
zerstörten Salona machten die Byzantiner das leicht zu vertheidigende Zara znr Haupt-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch