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dorthin absenden und im entscheidenden Moment seine Truppen schwächen mußte. Am
16. Mai ging Marmont zur Offensive über, und wenn auch mit großer Mühe, so gelang
es ihm doch, die Stellung der Österreicher zu durchbreche» und den General Stojcevic
gefangen zu nehmen. Auf dem Rückzug hielten die Österreicher tapfer Stand, aber nach
dem Gefecht bei Gracac uud der Schlacht bei Gospic (21. und 22. Mai) vermochte
Marmont über Zengg und Finme nach Laibach zu gelangen, von wo er dann zur großen
französischen Donauarmee abrückte.
In der Militärgrenze wurde das österreichische Regime bald wieder hergestellt, so
daß schon im Juli 4.600 Mann bei Gospic concentrirt waren, mit denen General Baron
von Kuezevic zur Besitzergreifung Dalmatiens schritt. Knin und Zara wurden belagert
nnd alle Ausfälle der Franzosen zurückgewiesen. Die Dalmatiner griffen auch diesmal zu
den Waffen und begünstigten mit einem zahlreichen Freiwilligencontingent die Operationen
unserer Truppen. So kam es, daß binnen wenigen Tagen, mit Ausnahme der Festungen
Zara, S. Nieolö, Knin, Klissa, ganz Dalmatien bis zur Cetina von unseren Truppen besetzt
wurde, während eine österreichische Flotille sich der Inseln Lesina und Brazza bemächtigte.
Infolge des Znaimer Vertrages wurde auch iu Dalmatien ein Waffenstillstand
geschlossen, dem entsprechend alle occnpirten Ortschaften im Besitz unserer Truppen ver-
bleiben sollten. Aber die dalmatinischen Freischützen kehrten sich wenig daran; sie vertrieben
vielmehr die französischen Besatzungen aus Almissa und Makarska und bemächtigten sich
des ganzen Gebietes von der Cetina bis zur Nareuta im Namen des Kaisers Franz I. Es
war eine Periode patriotischen Aufschwungs, wie wir sie gleichzeitig nur iu Tirol unter
Andreas Hofer finden. Aber der Schönbrnnner Friede bewirkte da wie dort die bitterste
Enttäuschung. Nur mit Mühe gelang es dem Geueral Knezevic, die Dalmatiner Centurien
zur Heimkehr zu bereden, und im November räumten unsere Truppen das Land. Die
Franzosen ließen durch eiu zu Sebeuico tagendes Militärgericht die Hanpträdelssührer
bestrafen, doch ging man auch diesmal mit großer Mäßigung vor, wahrscheinlich aus Furcht
vor dem grimmigen Haß der Landbevölkerung. Die gnarnerischen Inseln Beglia, Lnssin,
Cherso wurden mit Jstrien vereinigt, Dalmatien, Ragusa und die Boeche di Cattaro,
welche bisher einen Bestandtheil des Königreichs Italien gebildet, nun dem zu Laibach
residirenden Generalgouverneur der illyrischen Provinzen untergeordnet.
Mit dem Scheiden Dandolos begann für Dalmatien eine traurige Zeit. Es wurde
eine Reihe von fast unerschwinglichen Steuern, Sporteln, Abgaben eingeführt, so daß die
armen Landbewohner massenhaft in die angrenzenden türkischen Provinzen flüchteten, nur
uni dem Hungertod zu entgehen. Aber auch jetzt brannte die Kriegsfackel lichterloh an
den Küsten Dalmatiens. Im December 1809 wurde Spalato durch die Engländer
bombardirt, und fast jede Woche kam die Nachricht von einem neuen Angriff nach Zara,
Küstenland und Dalmatien. 8
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch