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man bei einem Leichenbegängniß das Kreuz anlehnt, dem das ins Feuer geworfene Salz
nicht knistern will oder der nach Katzen, Wieseln und Schlaugen schießt.
Über im Schoß der Erde verborgene Schätze gibt es Tausende von Sagen. Man
meint, daß auf dem Schatz ein dreiköpfiger Drache gelagert sei, der ihn bewacht uud uicht
eher verläßt, als wenn er das Gewünschte erhalten hat oder wenn gewisse Worte gesprochen
worden sind. Beim Graben pflegt der Himmel sich zu össueu uud die Erde zu bersten;
Steine und Hagel, Sturm uud Wind, Feuer uud Fliegen stürzeu sich auf den arme«
Gräber. Es gibt da keinen Ausweg als die Flucht und dabei kommen viele vor Schreck
um oder sie verfallen in langwierige und schwere Krankheit. Manche werden von Schwindel
erfaßt nnd irren besinnungslos bis zum Morgen umher. Nur dauu vermöchte mau mit dem
Schatz und mit heiler Haut davonzukommen, weuu man einen Priester mitbrächte, welcher
eiue geweihte Hostie bei sich trägt. Demi Christus ist ja mächtiger als der Drache. Für
kundige Schatzgräber gelten vor Allem die Griechen, die gewisse alte Urkunden über die
Örter, wo Schätze vergraben sind, besitzen sollen.
Der Dalmatiner lebt in erster Linie vom Ackerbau, daun aber mich von der Viehzucht
uud dem Seewesen. Abgesehen von diesen drei wichtigsten Berufsarten treiben Viele in
größerem oder geringerem Umfang irgend einen Handel, ein Gewerbe oder Handwerk,
um sich auf ehrliche Weise zu ernähre». Längs der Meeresküste finden Viele im Fischsaug
Nahruug und Erwerb. Auch Solche, deren Haupterwerbsquelle der Feldbau bildet, ergebe»
sich, je uach der Gegeud und soustigeu Umstäudeu, wenn sie von Feldarbeiten frei werden,
gerne einer anderen Beschäftigung, z. B. der Töpferei, der Reichen- uud Korbflechtern,
der Bereitung vou Meersalz, dem Schiffsbau, dem Steiuebrechen und Kalkbrennen n. s. w.
Allerorten wird mau Maurer, Schmiede, Zimmerleute, Schuster, Schneider, Blech
schmiede, maucherorteu aber auch Goldschmiede u. s. w. autresseu. Einer besonderen
Verbreitung erfreut sich das Gewerbe der Opaukeuschuster, welches auch vou Fraueu
betriebe« wird.
Judeß iuteressireu sich die Frauen am meisten für die Hansindustrie, für das
Stricken, Weben, Nähen, Sticken, kurz für die Bearbeitung der Hauswolle, Bereituug der
Bekleidung für sich uud die Mitglieder des Hauses. In der Stickerei uud Weberei bringen
die Frauen sowohl zum Selbstgebrauch als zum Verkauf wahre Kunststücke hervor. Mit
der Hausindustrie beschäftige« sich aber auch die Mäuuer, welche verschiedene Gefäße uud
Geräthschasteu erzeuge».
Wie überall, so »lacht sich auch i« Dalmatien das allmälige Dahinschwinden des
patriarchalischen Famil ienlebens bemerkbar, welches immer mehr eiuen individuelle»
Charakter amnmmt; gleichwohl trifft es sich, daß auch heutzutage uoch uuter demselben
Dach uud au demselben Herd bisweilen mehrere Zweige eiuer uud derselbe» Familie
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch