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Wegzehrung noch einen Kuchen und ein Schulterblatt. Der Neuvermählte ladet seine Freunde
noch am nächsten Sonntag zu eiuem Gastmahl ein, womit die Hochzeit geschlossen wird.
Bei der Geburt leistet die Hebamme Beistand: doch gebären die meisten Baueru-
weiber ohne jede Hilse einer Hebamme oon Beruf; eine Frau hilft der andere», die ältere
der jüngeren. Ist das Kind ein Knabe, so herrscht große Freude iu der Familie, über
ei« Mädcheu ist man aber nicht sonderlich erbant. Im Borg» grande (Beli Varos) von
Spalato herrscht die Sitte, daß im Falle ein weibliches Kind im Schafhäntchen geboren
wird, die Hebamme dasselbe iu die Arme nimmt, zum Fenster tritt und mit lauter Stimme
hiuausrust: „Ein Kind wurde gebore» — im weißen Gewände; — weder ist es eine
Bila, noch eine Hexe, — sondern ein wahrhaftiges Mägdelein: — Groß der Balg
klein das Kind!" Wenn sie das öffentlich ausruft, dann wird das Kind weder eine Bila,
noch eiue Alp. Das Schafhäutcheu wird in einer Büchse verwahrt nnd dem Kind um deu
Hals vor» au die Brust gehäugt. Sobald dasselbe zu Verstaub kommt, wird die Büchse
geöffnet und ins Feuer geworfeu. Am ersten Sonntag nach der Taufe kommt die Verwandt
schaft auf Wochenbesuch (budine), das heißt mau bringt Brod, Fleisch, Wein, wogegen der
Hausherr eine Mahlzeit bereiten läßt. Zu Zlariu veranstaltet man dieses Festessen schon
drei Tage nach der Geburt und nennt es poviMniea (Geburtsfeier).
Auf dem Lande pflegt der Beistand auch Taufpathe des erstgeborenen Kindes zn
sein; als solcher überreicht er für dasselbe unter anderen anch ein Geschenk in klingender
Münze für den Gürtel, wogegen er an dem Festessen theilnimmt und von der Mntter
des Kindes mit ein Paar Strümpfen, einem Beutel uud einem Taschentuch beschenkt wird.
Auf der Insel Arbe trägt man, wenn in einer Familie die Kinder der Reihe nach bald
nach der Taufe hinsterben, das Neugeborene ohne Pathen in die Kirche. Der Erstbeste,
dem man begegnet, wird eingeladen mitzugehen und mnß die Tanfpathenstelle bei dem
Kind übernehmen. Dann, glaubt man, werde das Kind sicherlich am Leben bleiben.
Vielfach wird in Dalmatien das Xrswv ime gefeiert, das ist wahrscheinlich der Tag
jenes Heiligen, dessen Namen der erste Urahne der Familie bei der Tanfe erhalten hat.
Nach einem Gottesdienst in der Kirche wird zu Hause ein Festessen gegeben. An dem
Tische pflegt der Krstas-Kuchen zu liegen, geschmückt mit einer Kerze, die während des
Gebetes (molitva) angezündet wird. Nach dem Gebet wird der Trinkspruch (riapiwieu)
von eiuem Kundigen, sei es der Hausherr oder irgeud eiuer der Eingeladenen, aus-
gebracht. Charakteristisch ist dabei ein alterthümlicher, sehr ausführlicher Trinkspruch, der
mit den Worten anhebt: „Ach hilf, o Gott, jetzt nnd immerdar! Möge uns Gott uud
dieser heutige Tag Hilfe bringen! Laßt uns gut zutrinken, doch noch besser uns aufführen
in laugen» Leben und kurzer Sünde. Lasset uns znsamme»kommen, aber uns nicht ver-
feinden! Wenn sich wo Helden begegnen, mögen sie sich nach ihrer Gesundheit befragen,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch