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Durchzieht ein Reisender Dalmatien gleichsam im Fluge, so erscheint ihm die
einfache, in den verschiedenen Gegenden des Landes übliche Nationaltracht ungemein
mannigfaltig. Betrachtet man sie indeß genauer, dann kann hinsichtlich des Schnittes
sowohl die männliche als die weibliche Tracht auf zwei Hauptformen zurückgeführt
werden. Das männliche Geschlecht trägt enge oder breite Beinkleider einen
langen, kaha genannten Rock oder eine kürzere Jacke, die den Namen tialMak führt;
das weibliche hingegen hat den unteren Theil des Körpers mit einem blauen Hemdschoß,
Kittel und bunten Schürzen bedeckt, während der obere Theil desselben unter einem kurzen
Haljarock oder einem Säckak genannten Jupou steckt. Zweierlei ist auch die männliche
wie die weibliche Beschuhung: man trägt entweder Opanken oder Schuhe. Doch ist beim
gesammteu männlichen Geschlecht allgemein üblich: am Haupt eine rothe Mütze, um die
Lenden ein zumeist rother Gürtel und an den Beinen blaue Hosen. Vom weiblichen
Geschlecht wird der Gürtel da getragen, dort nicht; dasselbe bedeckt sich entweder den
Kopf mit einem weißen Kopftuch (rubae) oder geht ohne irgendwelche Kopfbedeckung
umher. Die Mädchen unterscheiden sich nur in wenigen Gegenden von den verheirateten
Frauen, indem sie, den Männern gleich, ihr Haupt mit einer rothen Mütze bedecken.
Alle möglichen Combinationen dieser einfachen Nationaltracht, hier und da auch
loeale Eigenheit bewirken die große Mannigfaltigkeit, welcher man in den verschiedenen
Gegenden des Landes auf Schritt und Tritt begegnet, und von der hier nur einiges
angedeutet werden soll.
Die engen Beinkleider bilden, soserne sie am Küstenstrich nicht durch die allgemein
europäischen verdrängt worden sind, auf dem Festlande von der Zermagna bis über die
Kerka, im Küstenland jedoch und dem ihm zunächst gelegenen Binnenland bis hinunter
zur Cetina, sowie überall aus den Inseln, die gewöhnliche Winter- und Sommertracht der
Männer. Anderseits hingegen sind von den Bocche di Cattard bis zur Nareuta herauf
die weiten Beinkleider üblich. Während die engen Hosen das ganze Bein bis zum
Knöchel bedecken, reichen die weiten nur bis unter das Knie, indem für die Bedeckung
des Theiles vom Knie abwärts von den Hosen abgesonderte Gamaschen, vokohemce
genannt, verwendet werden. In dem zwischen der Cetina und Narenta liegenden Landes-
theile trägt man sowohl im Küsten- als im Binnenland eine mittlere Art von Bein-
kleidern: von unten bis zum Knie eng, über dem Knie aber der Breite nach zunehmend;
diese nimmt jedoch nie einen solchen Umfang an, daß die Beinkleider am Gürtel in Falten
zusammengezogen wären, wie dies bei den weiten der Fall ist.
Den Obertheil des Körpers bedeckt über einem Leinenhemd das ärmellose Brust-
leibchen, die Weste, (prsluk), welches bei engen Beinkleidern gewöhnlich vorne an der
Brust offen, bei breiten aber quer über der Brust übereinander geschlagen ist. Über das
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch