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näher an Zara wohnenden Kotarei, anderswo aber auch die weniger Vermögenden
bedecken ihren Körper einfach mit einer breiten und langen Haljina von ungefärbtem
weißem oder grauem Tuch mit längeren oder kürzeren Ärmeln. Die Küstenländer und
Inselbewohner bedienen sich des Kaput, das ist einer Haljina mit einer Kapuze, welch
letztere bei Regen oder heftigem Nordwind über den Kopf gezogen wird. Der Kaput kann
bis zu den Füßen oder bis zum Knie reichen, indeß ist er bisweilen ganz so kurz wie die
Haljetakjacke. Auch der Kaput ist aus schwarzer Naturwolle verfertigt; vorn ist er mit
rothen oder grünen Tuchstreifen umsäumt und an der Naht bisweilen mit Schnüren
besetzt. Von der Narenta bis in den südlichsten Theil der Bocche wird die Nationaltracht
durch den dem schottischen Plaid ganz ähnlichen Strnka-Überwurs vervollständigt, der
von dickem schwarzwollenen Tuch gearbeitet und von verschiedenen dunkeln Farben der
Breite nach gestreift ist.
Noch bedeutender als die Mannigfaltigkeit der männlichen ist die der weiblichen
Tracht, wiewohl sie stets zwischen den Grenzen der anfangs erwähnten beiden Haupttypen
verbleibt. Im Binnenland von der Zermagna bis zur Narenta tragen alle Weiber über
dem blauen Kittel und der bunten Schürze eine lange, je nach der Gegend bis zum
Oberschenkel, Knie oder bis zur halben Wade hinunterreichende Haljina, bald mit, bald
ohne Ärmel. Vergleiche ärmellose Haljinen sind aus blaugefärbter, weißer oder schwarzer
Wolle gewebt. Die zuletzt genannten schwarzwollenen, wie solche in Sinj getragen werden,
besitzen keinerlei Schmuck; die blauen hingegen und die Weißen sind vorn und unten
mit rothen Schnüren oder Tuchstreifen eingesäumt. Weiße Haljinen werden ausschließlich
von ärmeren Mädchen getragen, die bisweilen ohne Kittel, blos mit einem langen Hemd
und eben solchen Schürzen bekleidet sind. In Märkten und Städten ist die Haljina der
Weiber zwar mit Ärmeln versehen, aber nicht mit Tuchstreifen umsäumt, sondern ganz
von blauem oder andersfarbigem Tuch oder gar von Seide verfertigt.
In früherer Zeit trugen im Küstenland und auf den größeren Inseln die
Städterinnen, mitunter jedoch auch die Bäuerinnen bald lange, bald halblange Haljinen;
in Sabioncello, Canali, Poljica, Castelli und auf den kleineren Inseln von Spalato bis
Zara trugen die Weiber und tragen noch heutzutage blos bis zumGürtel reichende Jacken
(kahe), wie sie im ganzen Küstenland allgemein üblich sind. An der ländlichen Weibertracht
sticht ganz so wie an der Männertracht, mag dieselbe von Tuch oder von Linnen sein, die
blaue, die weiße und die rothe Farbe hervor; nur auf Pago gehen die Weiber ganz in
Schwarz gekleidet einher. Hingegen war die Weibertracht in den Städten stets buntsärbig
wie man sie heutzutage mitunter auch schon auf dem Lande zu sehen bekommt. Die Weiber
gingen zuvor, insonderheit auf dem Lande, im Sommer sowohl als im Winter ganz gleich
gekleidet umher; heutzutage pflegen sie sich in der heißen Jahreszeit leichter anzuziehen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch