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oder Paprica genannt, geboren zu Ragusa im Jahre 1578; er hatte an der Universität
zu Padua studirt und stand als Opern- nnd Kirchencomponist in großem Rufe.
Nakic Pavao — später schrieb er sich Don Pietro Nachich oder Nachini — geboren
gegen Ende des XVII. Jahrhunderts in der Gegend von Spalato, Reformator der Orgel-
baukunst, Gründer einer neuen Schule, erbaute bis zum Jahr 1760 fünfhundert Orgeln.
In Padua befindet sich in der Kathedralkirche eine von Nakic im Jahre 1735 erbaute
Orgel mit fünfzig Registern, eine zweite kleinere in der Kirche des heiligen Justiuus, dann
sieben Orgeln in Venedig, eine in Zara, eine in Spalato, eine in Neretva n. s. w. Das
größte Contingent an Künstlern stellte die einstige alte und stolze Republik Ragusa. Die
Bürger Ragusas gründeten Vereine, in denen auch musikalische Werke aufgeführt wurden.
Von den Vereinen ,I?piÄ2ni", ,0rlvvi", .kaüborni" und .Linetem" ist der letztere
besonders anzuführen, weil er der Sammelplatz — das LoIIe»ium musicum — der kunst-
gebildeten Sänger und Musiker der Stadt war. Die Mitglieder des ,8meteni*-Vereins
haben unter Anderem die von Gjono Palmotic gedichtete und von ihm selbst in Musik
gesetzte Oper ,(5ax>tislava« am 15. Februar 1652 und dann wieder im Jahre 1692
aufgeführt.
In den Städten Dalmatiens kam im Verlaufe der Zeit die italienische Musik zur
Herrschaft. Hier und da fand sich wohl einer der heimischen Componisten — wie Petar
Hektorevic, geboren 1487, Petar Knezevic, geboren 1702, Pijerka Marquis Buuic,
geboren 1792 —, der einen kroatischen Ton anschlug, oder ein Componist, der in seinen
Arbeiten kroatische Volksweisen verwendete — wie Vladislav Mencetic, geboren 1700,
Ivan Jarnovic, geboren 1745, Franz von Suppe, geboren 1820, Maestro Nikola
Strmic di Valcrociatta, geboren 1839 —, oder aber Dichter, welche ihren Liedtexten
kroatische Volksmelodien anpaßten, wie es Domherr Jnraj Sisgoric, geboren 1420,
oder Petar Goszenic, geboren um 1650, gethan haben, allein dies waren nur schwache
Versuche ohne jede Tragweite für eine kroatische Kunstmusik.
Doch nicht nur die Musiker von Beruf und mit tüchtiger Bildung, sondern auch
die naturalistischen Improvisatoren, die keine Notenkenntniß besaßen, folgten der südlichen
und leidenschaftlichen italienischen Weise. Freilich war es diesen städtischen Improvisatoren
unmöglich, den italienischen Ton genau zu treffen, da die musikalisch-nationalen Eigen-
thümlichkeiten des kroatischen Volkes eben ganz andere sind als diejenigen des italienischen
Volkes. Und so entstand an der diesseitigen Küste der Adria eine eigene Specialität
Städter-Melodien, die ihres halb italienischen halb kroatischen Charakters wegen weder
von den Italienern als wahre italienische, noch von den Kroaten als wahre kroatische
Melodien anerkannt werden. Ein solches kroatisches Städterl ied aus Dalmatien im
langsamen Tempo (Andante ^ — 69) sei hier mitgetheilt:
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch