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Säulen mit Schäften aus egyptischem Granit, das obere Gebälk nach ebensovielen
niedrigeren Säulen aus Porphyr und veräe untico. Über der zweiten Ordnung des in
dieser Weise reich und Plastisch gegliederten Raumes erhebt sich die ganz geschlossene halb-
kugelförmige Kuppel. Uuter dem Gebälke der zweiten Ordnung zieht sich rings im Raume
ein plastischer Fries mit Jagddarstellungen, Masken und Kränzen hin. Das ganze Ban-
werk ist aus großen Werkstücken in echt monumentalem Sinne errichtet, nur die Kuppel
wurde aus Ziegeln, und zwar in fächerförmig gestellten Bogen ausgeführt. Der 21'/. Meter
hohe Raum macht in seiner plastischen Gliederung und mit seinen schönen architektonischen
Verhältnissen, ja selbst durch die Farbe seines Materials, eine imposante und großartige
Wirkung, die den Beschauer empfinden läßt, daß er unter dem Eindruck einer wahren
Monumentalschöpfung steht. Tageslicht erhielt der Raum nur durch die große Thüröffnung
und das einzige darüber befindliche Rundfenster. In gleich monumentaler Weise erhebt
sich auch nach außen hin der Achteckban mit seiner Kuppel über den niedriger bleibenden
Säulenumgang, der vor dem Eingang zu einer besonderen Vorhalle ausgestaltet war.
Das großartige Bauwerk, das seiner Erhaltung und seiner Bedeutung nach nur im
Pantheon in Rom seines Gleichen findet, dürfte auch einer ausgezeichneten Bestimmung
zuliebe erbaut worden sein; alle Anzeichen sprechen dafür, daß man es hier mit dem von
Dioeletian sich selbst errichteten Mausoleum zu thun hat. Das viel kleinere Gebäude im
westlichen Hofe ist ein Bauwerk, das in der Anlage, aus Cella und Säulenhalle über einem
hohen Podium bestehend, an die Form römischer Tempel erinnert. Die Cella ist mit einem
reich cassettirten Tonnengewölbe überdeckt, das aus mächtigen Steinbalken gebildet ist, die
Thür wie jene des Mausoleums mit einer reich verzierten Umrahmung versehen.
Der Palast des Dioeletian, der durch glückliche Umstände in vielen seiner wesentlichen
Theile erhalten blieb, trägt deutlich die Merkmale seiner späten Entstehung an sich, was
aber seine Bedeutung nicht schmälert, sondern wodurch er gerade zu einem wichtigen
Monumente in der Kette der baulichen und formalen Entwicklung am Ausgang der
Römerzeit wird. Während alle sonst üblichen Formencombiuatioueu der römischen
Architektur auch hier sich eiufiudeu, trifft man daneben auch solche, welche auderwärts
selten oder gar nicht nachzuweisen sind. Dazu gehöreu die Verbindung von freistehenden
Säulenreihen durch unmittelbar auf die Eapitäle auffetzende Bogen, wie dies zu beiden
Seiten des mittleren Hofes der Fall ist, uud die Combination von gekrümmten und
geraden Gebälken über Säulen, wie an der Fa^ade des Vestibnles nach demselben Hofe
und zum Theil an der Südfront des Palastes. In diesen Anordnungen liegt eine wichtige
Umgestaltung des sonstigen Formenwesens der römischen Architektur, die namentlich sür
spätere Zeiten von höchster Bedeutung wurde. Der Werth der römischen Baute» in Spalato
kann infolge dieser Momente nicht hoch genug angeschlagen werden; denn was wir hier
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch