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decorativer Bedeutung und sichtlich auf die Wirkung in bedeutender Höhe berechnet.
Werthvoller erscheinen eine Anzahl Sculpturwerke, welche deu Schmuck von Sarkophagen
bilden, sei es nun, daß sie heidnischen oder christlichen Anforderungen entsprechen. Hierher
zählen wir die Darstellung der Jagd des Meleager ans einem Sarkophage, der durch lange
Zeit im kleinen Tempel in Spalato stand und jetzt im Museum daselbst bewahrt wird,
dann die in christlicher Übersetzung zu deutende schöne Darstellung von Phädra und
Hippolytos und die mit dem guten Hirten, beide aus Salona stammend nnd nebst vielen
anderen Sarkophagen mit Scnlpturresten gleichfalls im Spalatiner Mnsenm bewahrt. Als
ein besonders interessantes Stück muß gleicherweise ein christlicher Sarkophag im Kreuz-
gang des Frauciscauerklosters derselben Stadt mit der Darstellung des Durchganges der
Juden durch das Rothe Meer bezeichnet werden. Die meisten dieser Arbeiten, die den
letzten Jahrhunderten der römischen Kunst angehören, sind sicherlich in Dalmatien selbst
angefertigt und bezeugen, daß sich, einem lebhaften Bedürfniß entsprechend, hier eine rege
Thätigkeit uicht blos in baulicher Beziehung, sondern auch im Gebiete der Bildhauerei
entfaltet haben muß. Der Palast des Diocletiau hat aber auch noch zwei Sculpturwerke
erhalten, welche wohl die ältesten im ganzen Lande sind und, weit hergeschafft, bestimmt
gewesen sei» dürften, die Freitreppe zum Mausoleum des Kaisers zu schmücken. Es sind
dies zwei egyptische Sphinxe, die eine jetzt im Museum in Spalato, die andere zunächst
dem Domplatze, beide also ihrer früheren Stelle entrückt. Die erste, aus marmorartigem
weißen Kalkstein, ist ihrer Inschrift zufolge ein Werk der Zeit Amenhoteps III., des neunten
Königs der XIX. Dynastie, und ihre Anfertigung geht bis um 1500 v. Chr. zurück;
die zweite, aus schwarzem Basalt gehauene, die einer Inschrift ermangelt, dürfte eine
egyptische Arbeit aus der Römerzeit sein.
Kehren wir nun zurück in die Zeit des Verfalls des römischen Reiches und des
Eindringens jener fremden Völkerschaften, welche im Verlaufe der Völkerwanderung
Dalmatien mit Krieg, Verwüstung, ja zum Theil Verödung überzogen, so treten wir
in dieser Periode nur spärlichen Resten einer baulichen oder künstlerischen Thätigkeit
gegenüber. Das Wenige, das erhalten, läßt aber erkennen, daß das Land auch in der
verhältnißmäßig ungünstigen und stürmischen Periode der zweiten Hälfte des ersten
Jahrtausends doch nicht völlig unthätig war. Dalmatien hat an mehreren Orten eine
Anzahl ornamentaler und figürlicher Scnlpturreste aufzuweisen, die sicherlich uicht in
die römische Zeit hinaufreichen, aber auch nicht der Periode des romanischen Stils
angehören. Wußte man bisher nichts über die örtliche Provenienz dieser interessanten
Fragmente und über zugehörige Baulichkeiten, so gelang es doch vor kurzem eine Stelle
ausfindig zu machen, die geeignet scheint, Aufschluß und ergiebigeres Material zu schaffen
nnd eine eingehendere Forschung auf diesem Gebiete anzubahnen. Ans den Hügeln Kapitul
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch