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dazu in geringem Ausmaß statt; anch wird der Dünger nicht etwa in guten Mistgruben
aufbewahrt, sondern er bleibt viele Monate hindurch dem Regen, der ihn auslaugt, und
der Sonne, welche ihn dörrt, ausgesetzt, so daß er, uoch bevor er auf den Acker gebracht
wird, einen großen Theil seiner Nährkraft für Pflanzen verloren hat. Da also die Pflug-
arbeit unzureichend, der Fruchtwechsel unzweckmäßig ist und die Düngermenge nicht
genügt, so wird dem Boden dnrch fortgesetzten Anban mehr entzogen, als man ihm zurück-
erstattet, und das Erträguiß verringert sich. Charakteristisch für den Zustand der Land-
wirthschaft ist, daß auf eine mit Früchten angebaute Bvdeufläche von circa 119.324 Hektar
nur 202 Hektar Kunstwiesen und 10.492 Hektar natürliche Wiesen entfallen.
Die Cerealien, welche in Dalmatien gebaut werden, sind Weizen, Mais, Gerste,
Hirse, Roggen, Hafer und Spelt. Die wichtigsten darunter sind der Weizen, der Mais
und die Gerste. Die Aussaat wird immer mit der Hand gemacht, da Säemaschinen und
andere Mittel zur mechanischen Ausstreuung des Samens nicht bekannt sind. Die Menge
der Samenkörner ist regelmäßig größer als sie sein sollte, da die Landbevölkerung das
Vorurtheil hegt, daß man desto mehr ernte, je mehr man aussäet. Der durchschnittliche
Cerealienertrag ist dagegen sehr gering, ja er gehört zu den niedrigsten von allen Provinzen
der Monarchie. Dieser Durchschnitt beträgt für den Weizen etwa 10 Hektoliter per Hektar,
für Gerste 13, für Mais 16, für Roggen 13, für Spelt 16, für Hafer 15, für Hirse
15 Hektoliter. Das niedrigste Erträgniß liefern die äußersten Inseln Dalmatiens, nämlich
Pago und Arbe, das höchste der Bezirk Jmoschi und die umliegende Gegend. Der Ertrag
der Landwirthschaft reicht für den Bedarf der Bevölkerung nicht aus und aus diesem
Grunde müssen große Quantitäten von Getreide alljährlich eingeführt werden.
Das Getreide wird mit der Sense von Männern und Frauen, die nahe bei einander
in einer Reihe stehen, geschnitten und dann in Garben gebunden. Mechanische Dresch-
maschinen mit Handbetrieb sind in Dalmatien noch nicht eingeführt. Die Drescharbeit wird
auf einer runden Tenne, deren Boden aus gestampftem Lehm besteht, ausgeführt, und
zwar thun dies Männer mit Dreschflegeln. Häufiger jedoch läßt man das Getreide von
Pferden austreten; diese sind am Hals durch einen eigens gefertigten Strick nebeneinander
angebunden und drehen sich nm einen in der Mitte der Tenne festgesteckten Pfahl, wobei
sie beständig von einem Mann überwacht werden, der sie dnrch Znrnse und durch eiue
Stange, an deren Ende eine eiserne Spitze angebracht ist, zur Eile anstachelt. Mechanische
Ventilatoren existiren nicht; man wirst das Korn, um es von der Spreu zu sondern, mit
Schaufeln in der dem Winde entgegengesetzten Richtung in die Höhe, während Frauen
das auf die Tenne fallende Getreide mit langen Besen reinigen.
Der Mais wird gut behandelt, und zwar ausschließlich durch Häudearbeit. Die
Kolben werden uach der Lese in die Tenne gebracht und auf einen Haufen geworfen, um
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch