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Eine andere, in günstigen Jahren einträgliche Art des Fischfangs ist jene des
geineinen Thunfisches (l'Iixnus tkvnus), obwohl die Exemplare nur von mäßiger Größe
sind. Der gemeine Thunfisch wird auf zwei Arten gefischt, entweder auf fixen, „Tonnare"
genannten Standposten, wo die heranschwimmenden Fische gefangen werden (es sind im
Nordwesten Dalmatiens einige solche „Tonnare" vorhanden), oder mit Schleppnetzen, mit
welchen man die Fischzüge im Meere einschließt. Diese Thunfischnetze heißen „Palandara"
nnd sind in ganz Dalmatien gebräuchlich. Die zweite Art des Fischfangs bedarf großer
Geschicklichkeit und Behendigkeit, ist aber von ausgezeichneter Wirkung. An Bord einer
leichten, I^eut genannten Schnabelbarke, die den Namen von einem langen „Rostro" am
Vordertheile dieses Fahrzeuges führt, befinden sich nebst dem hochansgeschichteten etwa
480 Meter langen „Palandara" - Beutelnetze zwölf und mehr kräftige Ruderer. Der
Capitäu, der vorn auf dem „Rostro" des I.euts steht, beobachtet die Bewegungen der
Thunfische. Sobald sich diese an der Oberfläche des Wassers zeigen (eine gierige Menge
von Lachmöveu im Winter, von Silbermöven im Sommer, welche sich schreiend über die
vor den Thunfischen fliehenden Sardellen oder Anchoven stürzen, ist ein Anzeichen hierfür),
ordnet der Anführer, der die Antriebe der Thunfische, die Seeströmungen und deren
Einwirkungen genau kennt, die entsprechenden Bewegungen an, welche von den Ruderern
mit erprobter Behendigkeit und Pünktlichkeit ausgeführt werden. Zunächst werden einige
Bootsleute ausgeschifft, welchen ein Ende des Netztaues anvertraut wird, und hierauf
fährt der I,eut während das Netz allmälig ins Wasser fällt, rasch vorwärts, um die
daherstürmeudeu Thunfische einzuschließen. Ist dies gelungen, so entwickelt sich ein auf-
regendes Schauspiel. Es werden sogleich die übrigen Ruderer ausgeschifft, welche das
Ende des zweiten Netztaues ergreifen und die „Palandara" gegen das Ufer ziehen.
Meistens ist die Eiurma dafür nicht ausreichend, und es werden die am Ufer befindlichen
zuschauenden Bauern zu Hilfe gerufen, welche willig herbeieilen, angekleidet ins Wasser
springen und das Netz ziehen helfen. Der aufregendste Moment ist, wenn die in seichtere
Gewässer geschleppten Fische vollkommen eingeschlossen sind; sie trachten auf jede mögliche
Weise zu entkommen, indem sie mit dem Schwänze hin und her schlagen und das Meer
ringsum aufrühren. Die Thunfische werden aus dem Wasser herausgezogen und auf der
Stelle ausgeweidet. Man belohnt die Hilfsleute, indem man ihnen die minderwerthigen
Fische gibt. Wenn blos Thunfische gefangen werden, so zerschneidet man ein größeres
Stück, welches unter der jubelnden Menge vertheilt wird. In guten Jahren sängt man
eine Million Kilogramm Thunfische nnd mehr, die fast durchwegs in frischem Zustande
von Kaufleuten in Trieft und Venedig auf telegraphischem Wege zu 56 bis 89 Kreuzer
per Kilogramm gekauft uud mittelst Dampfschiff zugestellt werden. Mit demselben
„Palandara" oder mit einem ähnlichen, „Migavica" genannten Netz fängt man auch
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch