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Magnaten und dein in Pest versammelten Kleinadel. Mittlerweile wurde durch letzteren
einstimmig Matthias, der siebzehnjährige Sohn des großen „Wojwoden" Johann Hnnyadi,
zum König von Ungarn ausgerufen. Als dann der Eisstoß der Donau sich gestellt hatte
und es am 24. Januar auch den Magnaten in Ofen ermöglichte, nach Pest hinüber-
zureiten, konnten sie angesichts der dortigen ungeheuren Mehrheit, auch wenn dies ihre
Absicht gewesen wäre, nichts mehr gegen die Ansrnsnng Matthias' zum König beginnen,
nnd zwar nmsoweniger, als die Partei des Palatins Gara nicht in der Lage war, ans
Grund des Erblichkeitsprincips einen geeigneten Gegencandidaten vorzuschlagen. Die
größtentheils magyarische Einwohnerschaft Pests, selbst die Kinder mitinbegriffen, nahm
begeisterten Antheil an den Kundgebungen zu Guusteu der Wahl Matthias'.
Der junge König kam drei Wochen nach seiner Wahl am 15. Februar über
die noch immer zugefrorene Donau, vermuthlich von Gran her, am Judenthor an. Als
er am Rathhause vorbeikam, ließ er, um sein Begnadigungsrecht anzutreten, die dort
Eingekerkerten in Freiheit setzen. Von dort begab er sich zum Thore des königlichen
Schlosses, wo er in Gegenwart der Stände den Eid auf die Gesetze des Landes ablegte.
Dann erst öffnete sich ihm die Pforte des Palastes.
Es ist wiederum ein hervorragender Beleg für die große Wichtigkeit Ofens, daß
Matthias, obgleich er nicht gekrönt werden konnte — die ungarische Krone befand sich
damals in den Händen Kaiser Friedrichs zu Wien — dennoch die königliche Gewalt
auszuüben vermochte. Den Thron in Ofen innezuhaben galt beinahe für bedeutsamer
als die Krönung in Stuhlweißenburg. Abgesehen davon, daß Ofen eine starke Festung
war, hatte schon die Überlieferung es zum Sitz der königliche» Macht geweiht. Glänzend
belohnte Matthias die bei seiner Krönung an den Tag gelegte Begeisterung Pests und
die Anhänglichkeit Ofens.
Unter seiner Regierung erstanden jene Mauern Pests, welche die heutige innere
Stadt nmschlossen. Im Jahre 1471 ist Pest eine geschlossene Stadt. Es besaß anch
ausgedehnte Vorstädte, gewiß längs der wichtigsten Verkehrslinien in der Richtung ans
Waitzen, Kerepes, Szoluok und Szegedin. Gleichzeitig wurde Pest den anderen königlichen
Städten gleichgestellt; am Landes-Tavernicalgericht folgt es im Rauge gleich uach Ofen.
In einer Urkunde von 1479 hat es nicht mehr sechs Geschworene, wie unter König
Sigismnnd, sondern zwölf. Ihre Namen sind magyarische. Unter den Einwohnern gab es
allerdings anch zahlreiche Deutsche und in den verschiedenen Handwerken bildeten sich
getrennte deutsche und ungarische Jnnnngen. Die Hauptgeschäfte der Einwohner waren
Schiffahrt, Frachtfuhrwesen und Prodnetenhandel. Den geringeren Ofner Wein überließen
sie den Osnern, während sie die damaligen feinsten Ungarweine: den Syrmier, Somogyer,
Baranyaer tranken, zu deren Ankauf auch die polnischen und böhmischen Händler nach
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch