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sondern ein Mann der Neuzeit war. Kannte man auch in Ungarn schon unter den Ärpäden,
besonders aber seit den Aujou und Sigismund deu westeuropäische» und namentlich
italienischen Geschmack, so hatte doch König Matthias in Prag, wo er mit jugendlicher
Begeisterung gesehen, was dort hundert Jahre vorher Kaiser Karl von Luxemburg
geschaffen, bei seiner großen Empfänglichkeit für Cultur starke Anregungen erhalten.
Seiner italienischen Gemalin Beatrix folgte so mancher humanistisch hochgebildete Gelehrte
und Künstler uach Ofen. Der Köuig erweiterte das Schloß gegen die Donau hin durch
einen neuen, nördlichen Flügel, er legte Parks an, errichtete Bildsäulen und ließ seine
Gemächer mit Gemälden schmücken, aber er sammelte im Königsschlosse auch eine
Bibliothek, die für jene Zeit eine großartige war. Er schlug alle Mühe und Kosten gering
an, wenn nur das Osuer Königsschloß einem Museum, der Hos dann und wann einer
gelehrten Akademie glich.
Ohne Zweifel waren nicht alle Merkwürdigkeiten und Zierde» der Burg das Werk
vou Matthias und Beatrix. Es mag dort manches interessante Kunstwerk aus der Zeit
Ludwig des Großen und es wird jedenfalls Einiges aus Sigismnnds Zeit vorhanden
gewesen sein, dessen Tod nur zwanzig Jahre vor die Thronbesteigung Matthias fällt. Ja,
es ist iu dieser Hinsicht wohl auch die Regierung Johannes Hnnyadis nicht unfruchtbar
gewesen.
Bonfins Beschreibung der königlichen Residenz erinnert uns, trotz all ihrer Über-
treibung und Verworrenheit, an die erneuerten großen Säle des Schlosses Hohensalzbnrg.
Auch dort sind, wie unter Matthias in Ofen, alle Thür- und Fensterstöcke aus rothem
Marmor gemacht und in der Mitte stehen stämmige Sänlen wie im Speisesaale
Matthias'. Die blauen Saaldecken scheinen auch dort deu Himmel und die dicht darüber
Hingestrenten vergoldeten Halbkugeln die Sterne nachzuahmen. Den Glanz des Königs-
schlosses von Matthias verkündeten Zeitgenossen und Nachkömmlinge nicht nur in Wort
und Schrift, sondern auch im Druck.
Die Beste Ofen, ja auch ihre Unterstadt begann im Ganzen nnd Großen einem
modernen Fürstensitz zu gleichem Die häufigen Reichstage sowohl, als auch die Pracht
des Königshofes veranlassen bei dem verhältnißmäßig langen inneren Frieden immer
mehr Magnaten und Prälaten, sich in Ofen einen Palast oder ein Haus zu bauen. In
der weuig ausgedehuteu Festuug wurde allerdings das bürgerliche Element durch diese
Bauthätigkeit enger zusammengedrängt, aber der Bürger liebt den Hof und den mit Geld
nicht knausernden Adel.
Die bürgerliche Stadt begann der König mit nenen Manern zu befestigen, wie aus
eiuer um 1470 verfertigten Zeichnung hervorgeht. Überdies erbante er den einen Thurm
der Osuer Domkirche, an dem bis in die neneste Zeit sein Wappen mit dem Raben zu
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch