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sehen war. Um 1478 aber errichtete er in der Festung eine neue Universität, nachdem
die aus der Zeit Sigismnnds stammende in Alt-Ofen eingegangen war. Seine Mutter,
Elisabeth Szilägyi, wohnte, so lange sie lebte, ständig im Alt-Ofuer Schlosse. Dort stellt
auch der Probst des Capitels, Ladislaus Gereb, ein Neffe Elisabeths, die erste ungarische
Bnchdrnckerei auf. Von 1483 an ist Alt-Ofen Besitzthum der Königin Beatrix.
Es mochte den Ofnern wohl mißfallen, daß der König seit 1485 mehr in Österreich
lebte. So verbrachte er das ganze Jahr 1488 in Wien. 1489 war er in Ofen, ließ sich
jedoch im Februar 1490, obgleich erkrankt, nach Wien bringen. Dort starb der große
König am 6. April; seine Leiche ging Tags darauf zu Schiffe nach Ofen ab uud wurde
am 25. jenes Monats zu Stuhlweißeuburg begraben.
Ofen und j)est ^49^ bis
1490. Es folgte die große Frage der Köuigswahl. Das Ofuer Königsschloß mit
allen seinen Schätzen befand sich, sowie sämmtliche andere Festungen des Landes in den
Händen des Johannes Corvinns, natürlichen Sohnes von Matthias. Die königliche
Witwe Beatrix, eine entschiedene Gegnerin der Thronbesteigung Eorvins, übersiedelt
aus dem Königsschlosse in die bürgerliche Stadt, und zwar in das Haus des Bischofs
von Erlau, der damals zugleich Palatinal-Statthalter war. Urban Döezy hatte, wie es
scheint, gleich den übrigen Bischöfen von Erlau, nicht nnr ein gewöhnliches Haus in Ofen,
sondern er hielt auch einen Hofstaat mit vielen Bewaffneten. Der Erlauer Bischof mit
seiueu 2.500 frisch angekommenen Mannen war eine „Macht" in der Bürgerstadt.
Döezy gehörte zur Partei des Böhmenkönigs Wladislav. Beatrix, oder vielmehr der
Bischof begauu von der Bürgerstadt aus Kanonen gegen das in Eorvins Händen
verbliebene Königsschloß zu richten. Dieses war angeufcheiulich nicht zu halten, wenn der
Feind die Bürgerstadt innehatte. Corvin verließ also die königliche Residenz, welche in
der Hut des Burghauptmanns Blasius Räskay verblieb.
Am 9. August 1490 kam Wladislav iu Oseu an. Am 19. September wurde er iu
Stuhlweißeuburg mit großartigem Pomp gekrönt. Fast sämmtliche Magnaten Böhmens
und Ungarns waren dort versammelt. Farbige Seide, Sammt, Hermelin, glänzende
Stahlharnische, reich mit Gold, Silber und Edelsteinen geschmückt, blendeten das Ange.
Zuletzt ritten die Ofner Bürger in bescheidenerem Auszug. Es ziemte nicht und wäre
Thorheit gewesen, bei der Einfachheit bürgerlicher Sitten prunken zu wollen. Während
der Krönnngseeremonieu paradirteu sie auch jetzt in Gemeinschaft mit den Bürgern von
Stuhlweißenburg an der Kirchenpforte.
Ofen uud Pest hatten wenig Grund, über Wladislav II. zu klage». Obgleich er
auch die böhmische Kroue trug, verbrachte er doch die meiste Zeit iu Ofen. Er und sein
z»
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch