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Insassen ging unter sammt den 71 Gesetzartikeln, darunter auch jenem, der die Hörigen
zu ewiger Knechtschaft verurtheilte.
Selbstverständlich waren aber außer dem verlorenen Exemplar der Gesetzartikel
noch mehrere Abschriften vorhanden, deren eine dann durch den König sanctiouirt wurde.
Der dritte Paragraph darin zählt die eigenen Einkünfte des Königs auf, wobei Ofen und
Pest uuter deu übrige» fteuerzahleuden Städten an erster Stelle stehen. Die Einkünfte der
Städte sind in eine Reihe gestellt mit den Einnahmen des Königs aus den Bergwerken,
Minen und Dreißigsten. Unter Anderem sind auch Alt-Oseu und Visegräd königlicher
Besitz und zu letzterem sind auch die Ros- (jetzt Szeut-Eudre) und Csepelinsel gezählt.
1516. Wladislav II. starb iu Ofen. Sein schon vorher gekrönter, aber erst zehn-
jähriger Sohn Ludwig II. wurde Herr im Osner Königsschlosse. Am 24. April ver-
sammelte sich der Adel sehr zahlreich und bewaffnet ans dem Räkosselde, wo auch
Szapolyai lagerte. Schon hatten die Osner begonnen, Pest als Szapolyais Residenz zu
verspotten. Großer Zwiespalt herrschte iu einer allerdings hochwichtigen Frage, nämlich
wie die Regierung zu orgauisireu sei. Davou hing Ungarns Schicksal in erster Reihe ab.
In Pest wünschte man sehr richtig einen Reichsverweser, in Ofen einen vielköpfigen
Regierungsrath. Man konnte sich nicht einigen. Die Ofner Herren forderten im Namen
des Königs, daß der Adel vom Räkos zur Berathung nach Ofen komme, vorher aber die
Waffen niederlege. Der Adel, 3.000 Mann hoch, ging auch wirklich hinüber, legte aber
die Waffen nicht nieder, sondern verlangte so in die Festung eiugelassen zu werden. Der
Bnrghanptmann Paul Tomorh ließ vor ihnen die Zugbrücke aufziehen. Nnn machte der
Adel einen Angriff aus Thor uud Mauern. Der Burghauptmanu ließ jedoch einige
Kanonen abfeuern und, nachdem die Zugbrücke rasch niedergelassen worden, die Besatzung
in Schlachtordnung einen Ausfall machen. Darauf wurde die Flucht allgemein, wobei
Viele iu den Graben stürzten. Es gab eine Menge Verwundete. Ist es da ein Wunder,
daß (wie Verancsics schreibt) auf dem Reichstage „nichts Gutes vollendet" wurde?
1521. Seit der letzten Schlacht Johannes Hnnyadis, des größten Helden Ungarns,
im Jahre 1456 hatten die türkischen Sultane den ungarischen Boden nicht mit ihren
Hauptheeren betreten. Die 65 Jahre bis 1521 genügten, nm den Glauben zu erwecken,
die Sultane hätten entweder nicht die Absicht oder nicht den Muth, sich von der Donan-
Save-Linie nördlich auszudehnen. Es war überraschend, daß Sultau Selim es 1521
wagte, gegen Belgrad und Schabatz, die Schlüssel der Donau und Save, vorzugehen, die
er auch, obgleich erst nach heldenmüthiger Gegenwehr, eroberte. Ofen und Pest brachten
in diesem Jahre der Vertheidigung Belgrads große Opfer. Sie übernahmen es, dort am
Donauufer drei neue Wälle zu erbauen. Überdies stellten Ofen und Pest, ersteres unter
dem Commaudo seines Richters Johann Harbär, je 300 Mann Fußvolk dem Andreas
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch