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Wittenberg zu Luther uud schickte durch einen Diener namens Johann zahlreiche gedruckte
Bücher nach Ofen, welche die neue Lehre priesen und verkündeten. Der Überbringer
wurde jedoch an der ungarische» Grenze durch eiueu Grundbesitzer gefangen und auf
einem aus seinen Büchern geschichteten Scheiterhaufen verbrannt.
Daß die Reformation unter den Ofner Bürgern Wurzel faßte, geht nicht nur aus
den wenigen angeführten Aufzeichnungen hervor, sondern auch aus den Daten, welche
beweisen, daß dies aus Furcht vor Strafe verheimlicht werdeu mußte. Doch waren die
Verbote des Reichstags vergeblich. Der Legat des Papstes in Ofen berichtet selbst, daß
die Reformation sich in Ungarn reißend schnell verbreite.
1525. Der getaufte Jude Emerich Szereueses (— Glücklich), Schatzmeister, wurde
beschuldigt, Reichsgeld unterschlage» zu haben. Das Volk erstürmte seinen Palast, der am
heutigen Paradeplatz, nahe am Thore, auf dem gegeu Pest gewendeten Walle stand. Der
Hausherr uud seine vornehmen Gäste ließen sich an Stricken über die Festungsmauer
hinab und entflohen. Der Aufruhr artete iu eine Judeuplüuderuug aus, uach der die Reihe
an jene Christen gekommen wäre, die mit dem Schatzamte in Verbindung standen. Unter
diesen befanden sich Fugger, Thurzö, ja selbst der Markgras Georg von Brandenburg uud
der Erzbifchof vou Grau. Auch ihre Häuser wäre» geplüuvert worden, wenn die Soldaten
des Johann Szapolyai, Wojwoden von Siebenbürgen, dies nicht verhindert hätten.
1526. Ans den St. Georgstag war der Reichstag einberufen, als Solimau bereits
mit 200.000 Mann uud 300 Kanone» Constantinopel verlassen hatte, um Ungarn
anzugreifen. Der König von Ungar» brauchte schleuuig Geld zur Kriegführung. Man
besteuerte die Kirchen. Sie mußte» die Hälfte ihres Gold- u»d Silbergeräths auf deu
Altar des Vaterlandes niederlegen. In Ofen nud Visegrad begann man in aller Eile mit
Hilfe von Münzprägern, die aus Wieu erbeten wurden, das Edelmetall aufzuarbeiten, vor
Allem dasjenige, das gleich zur Hand war, die Kirchenschätze von Ofen, Pest nnd ihrer
Umgebung. Von den Städten verlangte der König Fußvolk (zur Hälfte Büchsenschützen)
und Kanonen. Über die Ofuer und Pester Contingente haben wir keine directen Daten; da
aber Ödeuburg 100 Mauu zu Fuße und 2 Kanonen gab, müssen Ofen und Pest zusammen
mindestens 600 Fußgänger (wie im Jahre 1521) nud 12 Kauoueu gestellt haben, so daß
noch Bewaffnete und Geschütz genug in der Stadt blieben, um dem ersteu Sturm eiues
uuvermutheteu Überfalles zu widerstehe». Am 29. August, gegen Abend, entschied sich
die Schlacht bei Mohäcs. Die Nachricht davon legte den Weg von 30 Meilen in
30 Stunden zurück. Um Mitternacht des nächsten Tages gelangte die Tranerkunde, wie
es scheint, nicht unerwartet zur Königin Maria und den ihr beigegebenen Räthen, dem
treuen Boruemisza, Thnrzo und dem Bischof vou Veszprem. Die werthvollen Gegenstände
der Königsburg waren schon im voraus aus Schi e gepackt worden. Die Königin, welche
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch