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sei» berechtigtes Gewicht in der Repräsentation dnrch den Reichstag zuerkannten, die
Adelsprivilegien aufhoben, anch in der Organisation der Städte mit dein Mittelalter
brachen, an der Stelle Preßbnrgs Pest als Sitz des Reichstages, ferner Ofen und Pest
als Sitz der Regiernug bezeichnete», einer Regierung, die bisher zum Theil in Wien
amtirt hatte. Jetzt erst wurden Ofen und Pest gesetzlich und thatsächlich Landeshauptstadt.
Am 5. Jnli eröffnete der Palatin Erzherzog Stesan zn Pest im Nameu des Königs
den ersten als Volksrepräsentanz gewählten Reichstag, welcher im Redontensaale seine
Sitzungen hielt.
Die friedlich begonnene Revolution hatte sich schon im September zum offenen
Krieg entwickelt. Die Lage von Ofen und Pest wurde schwierig, weil der Außenhandel stille
stand. Schon im Herbst 1848 war das Land ringsum vou dem Auslande abgeschlossen. Für
eine Handelsstadt ist dies der schwerste Schlag.
Man weiß, daß Ofen und Pest überdies im Jahre 1849 ein Bombardement zn
überstehen hatten. Als Görgey Ofen vom 4. bis zum 21. Mai belagerte und dann
erstürmte, waren viele Gebäude in Ofen beschädigt und ein Theil des königlichen Schlosses
abgebrannt; unterdessen hatte aber auch General Hentzi, der in der unhaltbaren Festung
dem Untergange geweiht war, Pest wiederholt beschießen lassen nnd die Redonte in
Trümmer gelegt. Die Einwohnerschaft mußte flüchte«. Die ärmeren Classen schlugen ihr
Lager in dem Stadtwäldchen auf. Noth und Elend drohten sich zu erneuern.
Ans 1849 folgt das Militär- nud Polizeiregiment, aber auch uuter diesem gedeiht
nnd verschönert sich die Stadt. Nach wenigen Jahren sind die Spuren der Belagerung
verschwunden. Die Institute uehmeu ihre Thätigkeit wieder auf. Das Natioualmuseum
gelaugte erst in den Fünsziger-Jahren dahin, seinen Beruf zu erfüllen. Die Thätigkeit der
Akademie, obgleich anf ihre Clafsensitznngen beschränkt, hatte seit 1851 nicht aufgehört, und
von 1858 angefangen hielt sie öffentliche Plenarsitzungen ab, welche die Wirkung von
großen politische» Ereignissen ausübten. Zur Hebung des Instituts uud zur Erbauung eines
der nationale» Aufgabe desselben würdigen Palastes wnrden durch das ganze Land hin
Sammlungen von beispiellosem Erfolge eingeleitet. Es gibt wenige Akademien, die eine
solche Stufe der Popularität erreicht haben wie die ungarische in den Fünfziger- und
Sechziger-Jahren.
Im Jahre 1851 wird der Grundstein zur Lcopoldstädter Domkirche gelegt. Der
Tunnel durch den Festungsberg wird beendigt. Die Handelsgesellschaft „Pester Lloyd"
wird gegründet. Der Eisenbahnverkehr über Wien nach Westen hinaus uud über
Szegedin gegen die untere Douau und Serbien hinab wird eröffnet. Auch die Bahnlinien
nach Siebenbürgen und Trieft sind bereits geplant nnd in Aussühruug begriffen; von der
letztere» wnrde die Theilstrecke Ofe»-Pragerhof im März 1860 eröffnet. Zn dieser Zeit
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch