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Unter den kirchlichen Gebäuden war das älteste nnd architektonisch bedeutendste die
nach Unseren Lieben Frau benannte Pfarrkirche der deutscheu Bevölkerung, die etwa iu
der Mitte des Festungsberges an einem hervorspringenden Punkte der Donauseite stehende
jetzige Hauptpfarrkirche, gewöhnlich Matthiaskirche genannt.
Der Bau begann zu Anfang der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts unter der
Regierung Belas IV. Die Kirche war ein frühgothischer Bau mit drei Langschiffen und
einem Querschiffe. Ihre innere Länge betrug 57, die Breite des Mittelschiffes 11 30, die
Höhe desselben 16, die Breite der Seitenschiffe 6 50 Meter. Das Kreuzschiff ragte nicht
über die Mauern der Seitenschiffe hervor. An die drei Joche des Mittelschiffes schloffen
sich gegen Westen das Joch zwischen den beiden Thürmen und gegen Osten die zwei
Joche des Querschiffes und des langen Chores; diesem folgte schließlich der ans der Hälfte
des Vierzehnecks gebildete und außen mit Strebepfeilern umstellte Chorabschluß, dessen
sieben Seiten unten ein höheres rnndbogiges und über diesem ein niedrigeres spitzbogiges
Fenster von primitiver geometrischer Arbeit zeigten. Die Seitenschiffe schloffen hinter dem
Joch des Querschiffes mit annähernd quadratischen Chören. Das Mittelschiff war von
den Seitenschiffen durch zwei Reihen von je vier gedrungenen Kreuzpfeilern getrennt, an
deren Seiten dickere, an den Kanten aber schlankere Säulenschäfte vorsprangen, um au
der Decke deu Rippen des Kreuzgewölbes zu begegnen. Die Westfa^ade hatte ein mit
gedrungenen Säulen gegliedertes, einfach gebildetes Portal, darüber ein Rundfenster und
an jeder Seite einen Thurm. Der Zwischenbau der Thürme, der gegen Westen ein Joch
bildete, war gleichsam die Vorhalle des Hauptschiffes, während das Untergeschoß der
Thürme gleichsam den Seitenschiffen als allerdings niedrigere Fortsetzung diente. Vom
Portale führten Stufen in das tiefer gelegene Schiff hinab. Auch die Südseite hatte ein
kleineres, zierlich gemeißeltes Thor, das im Niveau des Estrichs der Kirchenschiffe lag.
Ob an dieser Stelle schon früher eine Kirche gestanden, ist nicht nachweisbar, doch
hat die Rordseite mehrere Wandpfeiler, deren Bildung vou der der übrigeu abweicht, uud
zwar in einer Weise, daß man sie auch einer früheren Zeit zuschreiben kaun. Die Kirche
des XIII. Jahrhunderts wurde vermuthlich mit dem Chor begonnen, dann wnrde der Bau
gegeu Westen fortgeführt und in folgerichtiger basilikaler Anordnung am Ende des Jahr-
hunderts vollendet. Daß die Seitenschiffe niedriger waren als das Hauptschiff, ist dnrch
die an den Pfeilern in zwei Reihen übereinanderstehenden Capitäle erwiesen, von denen
die unteren älter sind; einen weiteren Beweis bieten über den Pfeilern die Details des
Gewölbes, das zum Theil, uämlich au der Ostwand des Nordthurmes, seiuer ganzen Aus-
dehnung nach gefunden wurde; endlich spricht hiefür der Umstand, daß alle jene Details
ans der Basilika des XIII. Jahrhunderts, die der Umwandlung in eine Hallenkirche nicht
hinderlich waren, noch vorgefunden wurden. Diese Umwandlung ist an das Ende des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch