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hat. Zur Vollendung des Äußern fehlen noch der Wiederaufbau des Matthiasthurmes,
des am Fuße desselben befindlichen reichgeschmückten größeren Südportals nebst seiner
Vorhalle nnd schließlich der in ihren Grundmanern noch jetzt erkennbaren Kapelle an der
nordöstlichen Ecke. Dann wird die Baugeschichte der Kirche, außer der für das XIII. Jahr-
hundert charakteristischen Anlage, sür die Gothik des XIV". durch den hallenartigen Ausbau,
für die des XV. durch den Matthiasthurm, die südliche Vorhalle uud die nordöstliche
Kapelle gekennzeichnet sein.
Ungefähr gleichzeitig mit der Pfarrkirche der deutschen Bevölkerung im Jahre 1259
wurde am nordwestlichen Ende der Festung die nach der heiligen Maria Magdalena
benannte Pfarrkirche der ungarischen Zünfte, die jetzige Garnisonskirche, gebaut. Sie
zeigte einen noch unentwickelten, kräftigen, gedrungenen Spitzbogenstil und hatte ein
höheres Mittelschiff, zwei niedrigere Seitenschiffe und einen durch drei Seiten des Achtecks
gebildeten Chorabschluß. Uuter der Türkenherrschaft (XVII. Jahrhundert) gehörte sie
gleichzeitig den Römisch-Katholischen und den Resormirten, die darin abwechselnd Gottes-
dienst hielten. Im XVIII. Jahrhundert wurde sie bis auf den Thurm ganz umgestaltet.
Dieser ist im Grundriß bis zur Gesimsmauer der Kirche viereckig und an jeder Ecke durch
je zwei einfache, aber massige Streben gestützt; die beiden oberen Stockwerke sind achteckig.
Er hat jetzt ein flaches Kuppeldach aus Kupfer. Wenn der hohe Thurm, der auf Schedels
Ansicht hinter dem Chor der Liebfrauenkirche erscheint, der Wahrheit entspricht, dann war
der Thurm im XV. Jahrhundert reich gestaltet, mit einem Helmdach gedeckt und die
Streben der Ecken reichten bis zum Obergeschoß, wo sie am Rande des Helms mit
Thürmchen endigten.
Einige Jahre vor diesen beiden Kirchen entstand unweit der Liebfrauenkirche gegen
Norden, gleichfalls auf der Pester Seite des Festuugsberges die St. Nikolaskirche
uebst Kloster der Dominicaner. Hier versammelte sich 1254 der Orden zum General-
kapitel. Einige Überbleibsel des östlichen Theiles der Kirche sind in der Basteimauer
zu sehen; ihre Entfernung vom Thurme führt zur Vermuthung, daß diese Kirche länger
war als die deutsche Pfarrkirche. Die mehrere Stockwerke hohen Mauern des im Grundriß
viereckigen, aus Quadern erbauten, schmucklosen Thurmes stehen noch, seine der Straße
zugewendeten Ecken haben Halbsäulen, an der südwestlichen Ecke befand sich einst etwa in
der Höhe des zweiten Stockwerks ein Baldachin, unter dem die Statue eines Heiligen
stand. Das Kloster, in dem später die Osner Universität des Königs Matthias unter-
gebracht war, ist spurlos verschwunden.
Unter der Regierung Bilas IV. wurde (1269 bis 1270) die vierte Kirche der Osner
Festung, die nach St. Johann Evangelist« benannte Kirche der Franciseaner erbaut. Sie
stand an der Stätte des heutigen Festungstheaters und ist sammt dem zugehörigen Kloster
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch