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einstöckige, in großen Verhältnissen entworfene, richtig gegliederte Donaufronte und
ihr geräniniges, imposant angeordnetes Innere erhalten ein eigenthümliches Gepräge
dnrch das aus vielerlei Elementen gemengte, übermäßig abwechslnngsvolle, auf Schatten-
wirkung verzichtende flache Ornament, das infolge dieser Mängel auch die gut gegliederte»
Masse» des Baues iu ihrer Wirkung beeinträchtigt. Seinem Erbaner, Friedrich Feßl,
eine»! Künstler von nicht gewöhnlicher Begabung, schwebte ein Gebände von original-
nationalem Charakter vor Augen, er gerieth aber auf Irrwege und brachte ein Werk
zustande, dem nur die Bedeutung eines mißglückte» Versuches oder vielmehr eiuer
architektonische» Souderbarkeit zukommt. Teu Schmuck des Innern bilden Wandbilder
von Karl Lotz und Moriz Than, deren allegorische, sagenhafte nnd geschichtliche Stoffe
gut gewählt sind.
Die Summe für den Palastbau der nugarischen Akademie der Wissenschaften kam
d»rch begeisterte Opserspenden zusammen, durch welche die Nation ihrem starken Vertrauen
ans sich selbst und ihren Hoffnungen anf eine günstige Gestaltung der politische« Lage
Ausdruck verlieh. Der Palast wurde uach dem bei der Preisbewerbung mit dem ersten
Preise gekrönten Entwürfe des preußischen Architekten August v. Stiller iu deu Jahreu
1862 bis 1864 erbaut. Von den drei großen Abschnitten seiner zweistöckigen Fronte springt
der mittlere bedeutend hervor und ist um ein ganzes Stockwerk höher als die beiden
seitlichen, so daß diese zurücktretend mehr als Flügel des mittleren Hanptbanes erscheinen.
Um deu im Mittelbau besiudlicheu Prunksaal vvu außeu recht bestimmt (und dvch nicht
svlgerichtig) zn betonen, wurde die Wirkung einer einheitlicheren nnd wohlgegliederten
Fa^ade geopfert. Der Schüler Schiukels, des Meisters reingriechischer Bauweise, wich vvu
dem strengen Grundsatze des Meisters ab und wandte sich der Renaissaneeknnst zu, mit deren
lebendigeren Formen er den stockwerkweise dnrch Sänlenpaare gegliederten Mitteltraet
der Fa^ade verschwenderisch schmückte. Die geräumige Vorhalle ist durch zwei Reihen von
Sänlenpaaren ans Salzbnrger Marmor in drei Schisse getheilt. Der weiterhin folgende,
um etliche Stufen'erhöhte Quergang mit Säulen, die vou diesem ausgehende Treppe, die
sich aus halber Höhe des Stockwerks in zwei spiralige Äste theilt, der dem Gang im Erd-
geschoß ähnliche Corridor im oberen Stock, endlich der ohue Vorhalle, direet aus den
Gang mündende Prunksaal sind keineswegs mit solcher Wirkung angeordnet, wie der
bedeutsame Zweck des Gebäudes dies fordert. Die Galerie des Pruuksaales ruht gleichfalls
auf Säuleu von rothem Salzbnrger Marmor und das schöne Spiegelgewölbe seiner Decke
wird von Karyatiden gestützt. Nenestens ist die Ode des früheren unvollendeten Znstandes
mit bestem Erfolge behoben worden durch drei au eiuer Saalwand ausgeführte Bilder
von Karl Lotz aus der Eulturgefchichte Ungarns uud durch die vruameutale Deckeumalerei
des Architekten Albert Schickedanz.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch